Frankfurt a.M., Rom (epd). Bei einem Einsatz im Mittelmeer ist die Besatzung des Seenotrettungsschiffes „Ocean Viking“ nach Angaben der Betreiberorganisation SOS Méditerranée von der libyschen Küstenwache bedroht und an einer Rettung gehindert worden. Die „Ocean Viking“ sei einem Boot in Seenot in internationalen Gewässern vor Libyen zu Hilfe geeilt und dort von einem Patrouillenboot der libyschen Küstenwache abgefangen worden, teilten die Helfer am Samstagabend mit.
Die Besatzung des Patrouillenboots habe sich zunehmend aggressiv verhalten, mit Schusswaffen gedroht und begonnen, Schüsse in die Luft abzufeuern. Die „Ocean Viking“ sei abgedreht. Das Überwachungsflugzeug „Seabird 2“ habe den Vorfall beobachtet und dann gemeldet, dass zwischenzeitlich Menschen von dem überfüllten Schlauchboot gefallen seien. Rund 80 Personen seien von der libyschen Küstenwache aufgefangen und nach Libyen zurückgebracht worden.
Nach der Rettung von 180 Menschen aus Seenot wurde derweil das vom Künstler Banksy unterstützte Rettungsschiff „Louise Michel“ nach Angaben der Betreiber am Wochenende in Lampedusa festgesetzt. Die Crew sei über die Anordnung informiert worden, als die Geretteten auf der italienischen Insel an Land gingen, teilten die Helfer am Samstagabend auf Twitter mit.
Begründet worden sei die Festsetzung mit den neuen italienischen Vorgaben zur Seenotrettung. Eine offizielle schriftliche Erklärung liege bislang nicht vor, betonten die Retter am Sonntag. Italien hatte vor kurzem ein neues Gesetz mit zusätzlichen bürokratischen Vorschriften und Bedingungen erlassen.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen seit Beginn des Jahres beim Versuch der Überfahrt 469 Menschen ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Eine staatlich getragene Seenotrettungsmission gibt es nicht.