Museumsbau unter Hamburgers St. Nikolai-Ruine

Museumsbau unter Hamburgers St. Nikolai-Ruine
Es werde das einzige Museum in Europa sein, das über den Bombenkrieg in allen Facetten informiert, sagte Klaus Francke, Vorsitzender des Trägervereins "Mahnmal St. Nikolai".
29.09.2012
Thomas Morell

Unter der Ruine der ehemaligen St. Nikolai-Kirche in Hamburg soll ein Museumsneubau entstehen. Bislang zeigt das dortige Nikolai-Museum auf 300 Quadratmetern vor allem Bilder aus dem zerstörten Hamburg nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Künftig will das Haus auf der doppelten Fläche über den Bombenkrieg und seine Folgen informieren. Möglich wird dies durch die Nutzung einer ehemaligen Weinhandlung unter der Kirche.

Es werde das einzige Museum in Europa sein, das über den Bombenkrieg in allen Facetten informiert, sagte Klaus Francke, Vorsitzender des Trägervereins "Mahnmal St. Nikolai". Themen sind unter anderem die politischen Rahmenbedingungen des Bombenkriegs, seine Folgen für Bevölkerung, KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, der Wiederaufbau Hamburgs und die Geschichte der St. Nikolai-Kirche. Eine moderne Multi-Media-Gestaltung soll auch jüngere Menschen anziehen. Entsprechende Bildungsangebote sind in Planung.

Die Turmruine wurde zum offiziellen Kriegsmahnmal

Rund eine Million Euro zahlt die Stadt Hamburg für den Umbau. Eine Spende der Bürgerstiftung von rund 200.000 Euro sorgt für die Ausstattung. Am 8. Oktober wird die alte Ausstellung geschlossen. Während der Bauzeit ist sie im benachbarten Kirchentagsgebäude (Neue Burg) zu sehen. Im Sommer 2013 soll die neue Dauerausstellung eröffnet werden.

Geplant sind künftig auch Lesungen, Vorträge und Konzerte. Durch ein Fenster können die Besucher einen Blick auf die Weinfässer der ehemaligen Weinhandlung werfen. Außerdem wird das Museum einen größeren behindertengerechten Eingang bekommen. Derzeit führt eine kleine Tür vom Kirchenschiff ins Museum hinunter.

Bei ihrer Fertigstellung 1876 hatte die neugotische Hauptkirche St. Nikolai mit 147 Metern für kurze Zeit den höchsten Kirchturm der Welt. Im Juli 1943 wurde sie von britischen und amerikanischen Bombern schwerbeschädigt. Nach Kriegsende beschloss die Gemeinde, die Kirche nicht wieder aufzubauen, weil in der Innenstadt nur noch wenige Menschen wohnten. Die Turmruine wurde zum offiziellen Kriegsmahnmal der Stadt Hamburg.

Eine neue St. Nikolai-Kirche wurde 1962 im Stadtteil Harvestehude eröffnet. 1993 bekam der alte Turm ein Carillon mit 51 Glocken. Seit 2005 fährt ein Fahrstuhl die Besucher auf 76 Meter Höhe. Das bringt Einnahmen für den Verein. Der Kirchturm gehört der Stadt, den Baugrund teilen sich Stadt und Kirchengemeinde St. Nikolai. Probleme bereitet dem Trägerverein St. Nikolai jedoch die Bausubstanz des Turms. Seit vor einem Jahr ein Gesteinsbrocken herausgefallen ist, steht eine Sanierung an. Sie soll etwa zehn Millionen Euro kosten. Wann die Generalüberholung beginnt, ist derzeit noch offen.