Ministerin Schavan: Vergleichbarkeit im Bildungssystem herstellen

Ministerin Schavan: Vergleichbarkeit im Bildungssystem herstellen
Es sei unsinnig, dass junge Leute nach dem Abitur bei der Bewerbung um einen Studienplatz einen Bonus oder Malus erhielten, je nachdem wo sie Abitur gemacht haben, sagte Annette Schavan.

 

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) fordert die Bundesländer auf, im Bildungssystem in gewissen Punkten eine Vergleichbarkeit herzustellen. Dabei könnte der Bund moderierend wirken, sagte sie in einem Interview der evangelischen Monatszeitschrift "zeitzeichen". In einer globalen Welt müsse sich der Föderalismus ändern. Es sei unsinnig, dass junge Leute nach dem Abitur bei der Bewerbung um einen Studienplatz einen Bonus oder Malus erhielten, je nachdem wo sie Abitur gemacht haben, erläuterte die Ministerin den Handlungsbedarf: "Keiner kommt auf die Idee, dass die Ausbildungsordnung für Schreiner in Hamburg anders sein könnte als in Potsdam oder Stuttgart."

Das Regierungsmitglied regte an, mehr über den Zusammenhang von Bildung und Erziehung und das Zusammenspiel von Generationen zu diskutieren. "Menschen spielen vermutlich für Bildungsbiografien eine viele größere Rolle als Institutionen", sagte Schavan. Sie bedauerte, dass sich bildungspolitische Debatten zu sehr auf Strukturen, Organisations- und Finanzfragen konzentrierten.

Kirchliche Schulen Pioniere für pädagogische Impulse

Mit Blick auf den PISA-Schock warnte die Bildungspolitikerin vor der Versuchung, nach zehn Jahren immer noch so zu tun, als sei nichts passiert. "Es hat sich enorm viel verändert", bilanzierte Schavan, die vor ihrem Wechsel in die Bundespolitik Bildungsministerin in Stuttgart war. Man sei selbstbewusster geworden, viele europäische Länder würden Deutschland um die berufliche Bildung beneiden.

Den Kirchen als Bildungsträger bescheinigte Schavan eine Pionierrolle: Viele pädagogische Konzepte seien aus der kirchlichen Schul- und Bildungsarbeit hervorgegangen und dann vom öffentlichen Bildungssystem übernommen worden. Viele kirchliche Schulen seien lange vor der entsprechenden öffentlichen Diskussion bereits Ganztagesschulen gewesen. Die kirchlichen Schulen seien zudem Pioniere für pädagogische Impulse, "die sich mit der Entwicklung von Empathie, Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein beschäftigen". Deshalb trage es zu einer Verarmung der Schullandschaft bei, wenn versucht werde, die Zahl der freien Schulen aus demografischen Gründen zu vermindern, sagte die Unionspolitikerin.