Berlin (epd). Deutschland droht nach Ansicht des Arbeitgeberverbandes Pflege (AGVP) eine Pleitewelle in der stationären Pflege. Die Bundesregierung müsse dringend in den Krisenmodus schalten und den Heimen „in der aktuellen Notlage eine Finanzspritze geben“, sagte Verbandspräsident Thomas Greiner am Donnerstag in Berlin. Zudem müsse wegen der fehlenden Fachkräfte der „unrealistische Personalschlüssel für Heime abgeschafft werden“.
Die Altenpflege stehe unter enormen Druck, weil die Eigenbeiträge der Pflegebedürftigen neue Höchststände erreichten, die Inflation die Kosten explodieren lasse und zugleich Pflegefachkräfte händeringend gesucht würden, sagte Greiner. In der Folge müssten immer mehr Heime Insolvenz anmelden: Er stellte eine bundesweite Liste vor, die nach Zeitungsauswertungen Heimschließungen und Insolvenzen seit Jahresbeginn dokumentiert. Demach sind bis Mitte März bereits 23 Einrichtungen oder einzelne Abteilungen vom Aus betroffen.
Greiner sagte, es werde Zeit, sich der Wirklichkeit zuwenden: „Derzeit kalkulieren wir mit Belegungszahlen, die nicht mehr stimmen, mit Personal, das wir nicht haben, und betrachten uns als Magnet für ausländische Fachkräfte, der wir nicht sind.“
Der AGVP schlägt der Politik drei kurzfristige Schritte vor, um das weitere Heimsterben zu verhindern. Finanzhilfen könnten helfen, Heimpleiten abzuwenden. Außerdem müsse sich die Finanzierung der Einrichtungen an realistischen Belegungszahlen orientieren.
Schließlich müssten Länder, Kommunen und Pflegekassen ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen und die Finanzierung der Altenpflege sicherstellen. So erfüllten zum Beispiel die Länder ihre Pflicht, die Investitionskosten von Heimen zu finanzieren, nur unzureichend . „Die Pflegeeinrichtungen brauchen jeden Euro, der ihnen zusteht, um sich über Wasser zu halten. Sie sind keine Banken, die über Monate Geld vorstrecken können“, sagte Greiner mit Blick auf die Zahlungsmoral der Pflegekassen.