Genf (epd). Nach zwölf Jahren Krieg und den verheerenden Erdbeben ist der Hunger in Syrien laut dem Welternährungsprogramm (WFP) allgegenwärtig. Rund 12,1 Millionen Menschen oder mehr als die Hälfte der Bevölkerung litten unter Lebensmittelmangel, erklärte der WFP-Länderdirektor in Syrien, Kenn Crossley, am Dienstag bei einer Videokonferenz in Genf.
Weitere 2,9 Millionen Menschen liefen Gefahr, in eine Hungersnot abzurutschen, fügte Crossley hinzu. Die Unterernährungsrate bei Kindern habe in einigen Teilen des Landes 28 Prozent erreicht. Zudem habe die Unterernährung von Müttern ein noch nie dagewesenes Niveau erreicht. Bombardierung, Vertreibung, Isolation, Dürre, wirtschaftlicher Zusammenbruch und die Erdbeben-Katastrophe hätten die Lebensgrundlagen vieler Menschen zerstört.
Die Erdbeben vom 6. Februar hätten Teile Syriens zu einem Zeitpunkt erschüttert, als die Lebensmittelpreise bereits stark angestiegen gewesen seien. Die Preise ausgewählter Nahrungsmittel, mit denen das WFP die Lebensmittelinflation ermittle, hätten sich innerhalb von zwölf Monaten fast verdoppelt und seien 13-mal höher als vor drei Jahren. Es sei zu befürchten, dass sich der Anstieg fortsetzen werde.
Die Hilfsorganisation Save the Children wies auf das Schicksal der Mädchen und Jungen in Syrien hin. Nach zwölf Jahren Gewalt und den Erdbeben gebe es kaum noch sichere Orte für Kinder. Viele Schulen, Krankenhäuser und Wohnhäuser seien weitgehend zerstört. Es müsse dringend der Zugang für humanitäre Hilfe in alle Regionen Syriens verbessert werden.
Der Konflikt in Syrien begann Mitte März 2011. Damals protestierten immer mehr Syrer gegen die Gewaltherrschaft des Assad-Regimes. Es entwickelte sich ein Bürgerkrieg, Rebellen und Extremisten nahmen viele Gebiete ein. Präsident Baschar al-Assad konnte mit militärischer Hilfe Russlands und Irans die meisten Regionen zurückerobern.