Firmenchef: Zeitarbeit in der Pflege muss begrenzt werden

Firmenchef: Zeitarbeit in der Pflege muss begrenzt werden
13.03.2023
epd
epd-Gespräch: Luca Kissel

Berlin (epd). Der Geschäftsführer des Personaldienstleisters doctari, Cai-Nicolas Ziegler, fordert eine Eindämmung der Zeitarbeit in der Gesundheits- und Pflegebranche. „Die Politik muss verhindern, dass die Leiharbeit in der Pflege überhandnimmt“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Doctari ist eines der größten Zeitarbeitsunternehmen in der Gesundheitsbranche und hat rund 60.000 Ärzte sowie Pflegekräfte in seinem Mitarbeiterpool, die es an Krankenhäuser verleiht.

Die Zeitarbeit sei für ein funktionierendes Gesundheitssystem notwendig, denn nur mit ihr könnten Lastspitzen abgedeckt und die Patientenversorgung sichergestellt werden, sagte der Chef des Berliner Unternehmens. Kritik an der Leiharbeit könne er dennoch verstehen: „Es gibt Kliniken, bei denen der Anteil an Leiharbeitnehmern ungesund hoch ist. So zwingend Leiharbeit in der Pflege auch ist, sie darf einen gewissen Grad nicht überschreiten.“

Fachkräfte müssten zeitlich begrenzt dort eingesetzt werden, wo sie tatsächlich benötigt werden, sagte Ziegler. „Die Politik sollte unterbinden, dass aus einer Klinik abgeworbene Mitarbeiter dort wieder unmittelbar von Leiharbeitsfirmen eingesetzt werden können“, forderte er. Nach den geltenden Regelungen dürften Leiharbeitnehmer bis zu 18 Monate ununterbrochen im selben Betrieb eingesetzt werden. Eine Verkürzung dieses Zeitraums könne sinnvoll sein, findet Ziegler.

In der Debatte über Leiharbeit in der Pflege sieht Ziegler aber auch eine gewisse Polemik. Die Leiharbeitsquote im medizinischen Bereich liege bundesweit bei weniger als zwei Prozent. „Hier wird ein Thema hochgespielt, um über Defizite des Gesundheitssystems hinwegzutäuschen. Die Arbeitsbedingungen sind in vielen Kliniken nicht so, wie man sich das wünschen würde.“ Die Wertschätzung der Beschäftigten habe in den Häusern oft einen zu geringen Stellenwert. Daraus resultiere auch eine Abwanderung in die Zeitarbeit, sagte Ziegler.

Dass Beschäftigte in der Zeitarbeit mehr verdienen als festangestellte Kolleginnen und Kollegen, begründete der Unternehmens-Chef mit ihren besonderen Arbeitsanforderungen. So seien Krankenpflegekräfte über den Personaldienstleister doctari im Schnitt 30 Tage am Stück in einer Klinik im Einsatz, Ärzte im Durchschnitt nur 6,8 Tage. „Das heißt, sie treffen jede Woche auf ein neues Team und müssen sich in kürzester Zeit einarbeiten. Im Anschluss wechseln sie den Einsatzort. Die Garantie, in der kommenden Woche zu Hause im eigenen Bett zu schlafen, gibt es nicht“, sagte Ziegler.