Washington (epd). In der römisch-katholischen Kirche der USA wird über die Nutzung von Daten von Dating-Apps gegen Priester diskutiert, die mutmaßlich gegen das Keuschheitsgebot verstoßen haben. Die Tageszeitung „Washington Post“ berichtete über einen konservativen Verband namens „Catholic Laity and Clergy for Renewal“ (Katholische Laien und Geistliche für Erneuerung), der für vier Millionen Dollar Daten von Dating-Apps gekauft habe. Damit seien Priester identifiziert worden, die Apps für Schwule nutzen. Informationen seien an Bischöfe weitergereicht worden.
Laut seiner Webseite will der Verband Geistlichen zur Seite stehen, die sich an die Kirchenlehre und an die Heilige Schrift halten. Der Präsident des CLCR-Verbandes, Jayd Henricks, hat die Datensammlung seiner Organisation in einem Aufsatz im konservativen Magazin „First Things“ bestätigt. Man wolle Technologie im Dienst der Kirche und der Bischöfe einsetzen. Die Daten hätten gezeigt, dass manche Geistliche „ihr Interesse an Handlungen öffentlich bekannt machen, die ihrem Versprechen des Zölibats widersprechen“.
Ein Kommentar in der liberal eingestellten Zeitung „National Catholic Reporter“ kritisierte das „Ausspionieren“ als „gruselig“. Die konkreten Auswirkungen der Datenauswertung sind nicht bekannt. Der Fachdienst „gizmodo.com“ kommentierte, dass es „vollkommen legal“ sei in den USA, Daten über Konsumenten zu verkaufen. Bereits 2021 habe das katholische Nachrichtenportal „pillarcatholic.com“ anscheinend einen hohen Mitarbeiter der katholischen Bischofskonferenz zum Rücktritt bewegt mit einem Text über dessen Online-Präsenz auf einer Dating-Site für Schwule.