Berlin (epd). Bemühungen um Gespräche mit Russland sollten nach Ansicht der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, Waffenlieferungen an die Ukraine begleiten. „Wir müssen uns davor hüten, das als Alternative zu sehen: Kämpfen oder Reden. Es braucht beides“, sagte sie am Sonntagabend in der ARD-Talkshow „Anne Will“.
Auch im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine dürfe es keine Situation geben, in der man sage, Verhandlungen seien generell nicht möglich, sagte die westfälische Präses. Dabei betonte sie, dass offizielle Verhandlungen nicht nur mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin möglich seien, sie seien auf verschiedenen Ebenen denkbar.
Auch innerhalb der Kirchen verliefen Gesprächsfäden, sagte Kurschus. Diese brächten zwar keinen Frieden. „Aber sie schaffen einen Boden“, sagte sie. Frieden erwachse aus einer Neigung, aufeinander zuzugehen. Darin sehe sie auch eine Mitverantwortung der Kirchen. Die EKD bemüht sich um Kontakte mit der russisch-orthodoxen Kirche, deren Patriarch Kyrill den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt.
Kurschus sagte, sie sei überzeugt, dass keine Waffe Frieden schaffe, dass man mit Gewalt keinen Frieden bringen könne. Aber die christliche Friedensethik legitimiere den Einsatz von rechtserhaltener Gewalt als Ultima Ratio. Es sei jetzt an der Zeit, die Ukraine mit Waffen zu unterstützen, um dem angegriffenen Land Zeit zu verschaffen.
Die evangelische Theologin betonte jedoch, jede Waffe, die zur Verteidigung eingesetzt werde, töte auch. Daher brauche es für den Einsatz von Gewalt parallel immer Strategien, um diese Gewalt zu beenden.