Die frühere hannoversche Landesbischöfin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gab der evangelischen Monatszeitschrift "Zeitzeichen" ein am Donnerstag online veröffentlichtes Interview.
Laut Käßmann hat der Kirchentag allerdings eine Konzertlesung nicht ins Programm aufgenommen, bei der sie und der Liedermacher Konstantin Wecker pazifistische Texte aus einem von beiden herausgegebenen Buch lesen wollten. Über die Gründe dafür könne sie nichts sagen. Sie sei aber eingeladen, bei einer Diskussion zum Thema Frieden mitzuwirken und werde beim politischen Nachtgebet von Amnesty International predigen, kündigte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland an.
Der Deutsche Evangelische Kirchentag lehnte nach eigenen Angaben keine Veranstaltung mit Käßmann ab. Für einen Programmpunkt mit Käßmann sei nie eine Bewerbung eingegangen, sagte die Sprecherin des Kirchentags, Milena Vanini, am Freitag in Fulda dem epd. Es gebe keine inhaltlichen Gründe dafür, Käßmann nicht auftreten zu lassen: "Wir haben Frau Käßmann gerne dabei." Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag soll vom 7. bis zum 11. Juni 2023 in Nürnberg stattfinden.
Kirchentagssprecherin Vanini sagte, es habe zwar Vorüberlegungen für die Lesung seitens des Vereins "Nürnberger Evangelisches Forum für den Frieden" als möglichen Anmelder gegeben. Letztlich habe sich der Verein aber nicht offiziell beworben. Käßmann werde auf einem der Hauptpodien zum Thema Friedensethik diskutieren und beim Politischen Nachtgebet teilnehmen.
Käßmann moniert Ton der Pazifismus-Debatte
Käßmann beklagte zudem den Ton der Debatte über Pazifismus, Militärhilfe an die Ukraine und über Forderungen nach einem Waffenstillstand. Begriffe wie "Lumpenpazifismus" oder "Ponyhof-Theologie" seien diffamierend. "Ich erwarte von einer demokratischen und auch von einer protestantischen Debatte, dass wir den anderen respektvoll behandeln", sagte die Theologin.
Sie habe Verständnis für die ukrainische Position, dass Russland niedergekämpft werden solle, sagte Käßmann. Sie bitte jedoch ebenso um Verständnis für ihre Position, die sie aus der deutschen Geschichte ableite.
Käßmann zählt zu den Erstunterzeichnerinnen des von der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und der Publizistin Alice Schwarzer initiierten "Manifests für den Frieden". Kritiker führen an, das Manifest unterscheide nicht zwischen Angreifern und Opfern und rede einer Unterwerfung der Ukraine das Wort.
Sie stimme nicht mit jedem Satz in dem Manifest überein, sagte Käßmann. Sie hätte es aber nicht unterschrieben, wenn sie es nicht hätte verantworten können. Es sei aber ein Problem für sie, dass auch so viele Menschen mit demokratiefeindlichen und menschenverachtenden Positionen aus dem rechten Spektrum unterschrieben haben.