München (epd). Die SOS-Kinderdörfer weltweit mit Sitz in München haben auf Vorwürfe wegen möglicher Kinderverschleppungen aus der Ukraine nach Russland reagiert. Die Organisation teilte am Donnerstag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) mit: „Jegliche politische Instrumentalisierung von Kindern und Jugendlichen lehnen die SOS-Kinderdörfer weltweit vehement ab.“ Laut Recherchen des ZDF-Magazins „frontal“ sollen ukrainische Kinder in Einrichtungen von SOS-Kinderdorf Russland verschleppt worden sein.
Man verurteile Verschleppungen und illegale Adoptionen kategorisch, könne in diesem Fall aber nicht ausschließen, dass sie stattgefunden hätten, erklärten die SOS-Kinderdörfer weltweit. Man habe im November 2022 erfahren, dass 13 ukrainische Kinder an zwei Programmstandorten von SOS-Kinderdorf Russland unterstützt würden. Die Kinder seien von den örtlichen Behörden in Pflegefamilien untergebracht worden.
„Nach Bekanntwerden des Vorfalls haben wir im Rahmen unserer Möglichkeiten alles daran gesetzt, die genauen Umstände aufzuklären. Leider hat SOS-Kinderdorf Russland bislang nicht die genaue Herkunft der Kinder gegenüber den SOS-Kinderdörfern nachgewiesen“, erklärte die Organisation. Im November 2022 habe man beschlossen, Zahlungen nach Russland, die keine Patenschaften betreffen, vorübergehend einzufrieren, erklärten die SOS-Kinderdörfer weltweit.
Aufgrund der fehlenden Verifizierung der Herkunft könne man nicht ausschließen, „dass hier ein besorgniserregender Zusammenhang mit Zwangsumsiedlungen von ukrainischen Kindern in die Russische Föderation besteht“. Man tue weiterhin alles, um bestmöglichen Kinderschutz in dieser sensiblen Situation zu gewährleisten, „jedoch stoßen wir im Anblick des Angriffskrieges an unsere Grenzen“. Die Mitarbeitenden vor Ort müssten sich an staatliche Anordnungen halten, um den Schutz der betreuten Kinder und die Fortführung der Arbeit zu gewährleisten.
Seit Beginn des Krieges am 24. Februar vergangenen Jahres wurden laut „frontal“ ukrainische Kinder und Jugendliche systematisch nach Russland verschleppt. Dem Bericht zufolge werden sie zur Zwangsadoption freigegeben und kommen in russische Pflegefamilien.