Osnabrück (epd). Mit dem Wegfall von Corona-Maßnahmen sind die Teilnehmerzahlen bei Demonstrationen von Rechtsextremisten im vergangenen Jahr wieder deutlich gestiegen. Gut 15.700 Menschen und damit mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor hätten an Kundgebungen der extremen Rechten teilgenommen, berichtet die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag) unter Berufung auf eine Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion. Die Zahl der Veranstaltungen sei von 92 auf 140 gestiegen, so viele wie vor der Corona-Krise.
Die höchste Zahl an rechten Aufmärschen sei im Jahr 2015 mit 590 verzeichnet worden, als die vermehrte Ankunft von Flüchtlingen in Deutschland massive Proteste ausgelöst hatte. Danach sei die Zahl der Kundgebungen gesunken, in der Corona-Krise 2021 auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren.
Die Linken-Abgeordnete Petra Pau warnte davor, die Szene zu unterschätzen. Sie sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Die Mobilisierungskraft der extremen Rechten ist leider größer, als es die Zahlen der Bundesregierung abbilden.“ Die Behörden würden die von der rechtspopulistischen AfD und ihrem Umfeld organisierten Aufmärsche unberücksichtigt lassen, wie etwa den AfD-Aufmarsch in Berlin Anfang Oktober 2022 mit bis zu 10.000 Teilnehmern. „Die Regierung muss endlich die Wandlung des Rechtsextremismus besser in den Blick nehmen, der sich heute eben nicht mehr nur in der rechten Schmuddelecke findet, sondern bis weit in die bürgerliche Mitte reicht“, forderte Pau.