München (epd). Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ beklagt eine zunehmende Verfolgung von Christen in zahlreichen Ländern. Dschihadismus und Nationalismus seien dafür die Hauptmotive, hieß es am Mittwoch in München zur Vorstellung der Dokumentation „Verfolgt und Vergessen?“. Christenverfolgung finde Tag für Tag statt, in einigen Weltregionen in steigendem Maße. Dokumentiert würden auch zahlreiche Entführungen von Mädchen und jungen Frauen in Ländern wie Pakistan oder Ägypten, die vorrangig auf das Konto radikaler Islamisten gehen.
„Gleichzeitig vergessen wir nicht, dass auch andere religiöse Gruppen erheblich unter Gewalt und Verfolgung leiden“, erklärte der Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland, Florian Ripka. Der Bericht, den das britische Nationalbüro des Hilfswerks erstellt hat und der nun in deutscher Sprache vorliegt, dokumentiere für den Zeitraum 2020 bis 2022 die Entwicklungen im Hinblick auf die religiöse Verfolgung in Afrika, im Nahen Osten und Asien. Er gehe anschließend auf Vorkommnisse in 22 Ländern ein, darunter China, Pakistan, Katar, Türkei oder Vietnam.
In 75 Prozent der untersuchten Länder habe die Unterdrückung und Verfolgung von Christen im Berichtszeitraum zugenommen, hieß es weiter. So breite sich in Afrika der Dschihadismus vor allem in den Staaten der Sahel-Region immer weiter aus. In Asien führen autoritäre Regime zu einer Verschärfung der Unterdrückung. Nordkorea stehe hier seit Langem an der Spitze der Verfolgung, aber auch in China seien Christen immer größerer staatlicher Überwachung unterworfen.
Im Nahen Osten ist den Angaben zufolge die Auswanderungswelle der christlichen Bevölkerung infolge der wirtschaftlichen Not und der Auswirkungen des Syrienkriegs nach wie vor nicht gestoppt. In Syrien sei die Zahl der Christen von zehn Prozent der Bevölkerung kurz vor Kriegsbeginn auf heute weniger als zwei Prozent gesunken. Im Irak habe sich die Zahl der Christen seit 2014 halbiert, „wenngleich kleine Fortschritte in der Anerkennung der Rechte der christlichen Minderheit gemacht werden konnten“.