München, Mainz (epd). Schwere Vorwürfe gegen die international tätige Hilfsorganisation SOS-Kinderdorf: Nach Recherchen des ZDF-Politmagazins „frontal“ sollen ukrainische Kinder in Einrichtungen von SOS-Kinderdorf Russland verschleppt worden sein, teilte das ZDF am Dienstag in Mainz mit. Bilder, die der „frontal“-Redaktion vorlägen, zeigten, wie ukrainische Kinder in die Siedlung Tomilino in der Nähe von Moskau gebracht würden. Dort würden sie offenbar russischen Pflegeeltern übergeben. Das „frontal spezial: Der Ukraine-Krieg - ein Jahr der Zerstörung“, sollte am Dienstagabend um 21 Uhr gesendet werden.
Seit Beginn des Krieges am 24. Februar vergangenen Jahres würden ukrainische Kinder und Jugendliche systematisch nach Russland verschleppt. Dem Bericht zufolge werden sie zur Zwangsadoption freigegeben und kommen in russische Pflegefamilien.
Nach Recherchen von „frontal“ besuchte die „Beauftragte für Kinderrechte“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Maria Lvova-Belova, im Dezember 2022 das SOS-Kinderdorf bei Moskau. Ihre Behörde organisiere Zwangsadoptionen ukrainischer Kinder mit dem Ziel der Russifizierung.
Die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer mit Sitz in München räumte laut „frontal“ ein, dass sie von 13 ukrainischen Kindern in ihren Dörfern in Russland wisse: „SOS-Kinderdorf Russland kann keine Auskunft darüber geben, wie die Kinder nach Russland kamen und wie sie die russische Staatsbürgerschaft erlangten“, heißt es in der Stellungnahme an die ZDF-Sendung. Man sei „gegen den Einsatz von Kindern für politische Zwecke“ und werde den Fall prüfen. Das Hauptziel von SOS-Kinderdorf Russland sei es, Kinder unabhängig von ihrer Herkunft zu schützen, auch unter extrem schwierigen Bedingungen, hieß es weiter.
Die Pressestelle von SOS-Kinderdorf war am Dienstagnachmittag für Rückfragen des Evangelischen Pressedienstes (epd) nicht zu erreichen.