Hannover (epd). Der Transplantationsbeauftragte der Medizinischen Hochschule Hannover, Frank Logemann, plädiert dafür, bei Organspenden die lebensrettenden Organe den Spendern bereits nach dem Herztod zu entnehmen. So sei es seit 2012 in Spanien geregelt, sagte Logemann der in Hannover erscheinenden „Neuen Presse“ (Montag). Das habe zu einer größeren Zahl von Organspendern geführt. In Deutschland dürfen Organe erst nach dem sogenannten Hirntod entnommen werden, wenn die Spender dies bereits zu Lebzeiten erlaubt haben oder die Angehörigen dem zustimmen.
In Spanien werde inzwischen ein Drittel aller Spenderorgane nach dem Herztod entnommen, in den Niederlanden seien es sogar zwei Drittel, sagte Logemann. Insgesamt sei Spanien heute Spitzenreiter in Sachen Organspende. „Eine Diskussion über das Thema führt zu mehr Vertrauen, und die Zeit ist reif für einen ethischen Wandel in Deutschland“, sagte der Mediziner.
In Deutschland warten zurzeit rund 8.500 Menschen auf ein Spenderorgan. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation ist die Zahl gespendeter und transplantierter Nieren, Lebern und Herzen im vergangenen Jahr um sieben bis zehn Prozent gesunken. 2022 wurden lebensbedrohlich erkrankten Menschen nur 2.662 Organe von 869 Spenderinnen und Spendern eingepflanzt.
Logemann sagte, das Wichtigste sei Aufklärung. Aktuell gebe es zur Organspende ein Wissensdefizit: „Die Bevölkerung fühlt sich schlecht informiert - das führt dazu, dass viele Gegner einer Spende sind.“