"Wir bereiten uns auf insgesamt bis zu 700.000 Flüchtlinge bis Ende des Jahres vor", sagte der Europa-Chef des Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Daniel Endres, der "Frankfurter Rundschau" (Donnerstagausgabe). Bislang haben die Türkei, Jordanien, der Libanon und der Irak zusammen etwa 250.000 Syrer aufgenommen.
Um den Flüchtlingen helfen zu können, veröffentlichte der UNHCR am Donnerstag einen neuen Spendenaufruf an die Regierungen. "Wir appellieren vor allem dazu, den Flüchtlingen in den Nachbarstaaten Unterstützung zu gewähren", sagte Endres.
In Europa hätten Deutschland und Schweden bisher fast 90 Prozent der syrischen Flüchtlinge aufgenommen, sagte Endres weiter. In Deutschland seien es allein im August 890 gewesen. Andere EU-Staaten hätten bisher relativ wenige Flüchtlinge aufgenommen. "Mit einer gewissen Besorgnis sehen wir, dass Griechenland versucht, seine Grenze zur Türkei dicht zu machen", fügte Endres hinzu.
Skeptisch äußerte sich das Flüchtlingshilfswerk zu dem Vorstoß des französischen Präsidenten François Hollande, Schutzzonen für die Zivilbevölkerung in Syrien einzurichten. "Eine Schutzzone ist nur möglich, wenn ihre Sicherheit vom Sicherheitsrat oder von der syrischen Regierung gewährleistet wird", sagte Endres. "Aber diese Bedingungen sind nicht gegeben." Solange die Sicherheit im Land nicht gewährleistet sei, müssten die Menschen das Recht haben, in einem anderen Staat um Asyl nachzusuchen.
In Syrien versucht Präsident Baschar al-Assad seit März 2011, mit Gewalt einen Volksaufstand zu ersticken. Dabei kamen nach UN-Schätzungen mehr als 20.000 Menschen ums Leben.