Nairobi, Niamey (epd). Der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) warnt vor einer Verschärfung der Bildungskrise im Niger. Rund 42 Prozent könnten wegen Vertreibung und Schulschließungen aktuell keinen Unterricht besuchen, erklärte die Hilfsorganisation am Donnerstag. Besonders betroffen seien die Kinder in der Region Tillabéri. Dort kommt es seit 2018 mehr und mehr zu Angriffen auf die Zivilbevölkerung.
Die Gewalt im Niger gefährde 50 Jahre des Fortschritts im Bildungsbereich, werde aber von der Außenwelt immer noch vernachlässigt, sagte NRC-Generalsekretär Jan Egeland nach einem Besuch in dem westafrikanischen Land.
Im Niger sind mehrere islamistische Gruppen aktiv, vor allem im Dreiländereck mit Mali und Burkina Faso. Rund 300.000 Flüchtlinge aus den Nachbarländern und fast 380.000 Binnenvertriebe sind innerhalb der Landesgrenzen auf der Suche nach einer sicheren Bleibe.
Obwohl der neue Bildungsminister Ibrahim Natatou mehr Budget hat als zuvor, um Kindern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen, sind seit November hundert weitere Schule kurzfristig geschlossen worden. Zwei Drittel der Menschen in dem Land können weder lesen noch schreiben. Die Bevölkerung ist jung, sie verdoppelt sich alle 18 Jahre - selbst ein reiches Land könnte diesen permanenten Ausbau des Schulsystems kaum leisten.
Die internationale Gemeinschaft müsse dringend mithelfen, mehr Infrastruktur zu schaffen, sagte Egeland: „Es muss viel mehr getan werden, um der Jugend Hoffnung auf Bildung, Beschäftigung und den Schutz ihrer Menschenrechte im Niger und in der übrigen Sahelzone zu geben.“