Frankfurt a.M. (epd). Angesichts klimapolitischer Herausforderungen hat der Verkehrsforscher Heiner Monheim ein Moratorium für die Pläne zum Autobahnausbau gefordert. Die meisten Projekte, die im Fernstraßenbereich planerisch vorbereitet werden, stammten im Ursprung aus den 80er und 90er Jahren, aus einer Zeit, in der Klimapolitik kein Thema war, sagte Monheim dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Diese Projekte würden jetzt einfach umgesetzt, als sei nichts gewesen. Aus der klimapolitischen Dramatik resultiere aber, dass man alle alten Planungen unter den Vorbehalt der klimapolitischen Verträglichkeit setzen müsse. „Die Politik hinkt den Herausforderungen der Jetzt-Zeit erbärmlich hinterher“, sagte Monheim. In Frankfurt am Main wird eine Fläche im Fechenheimer Wald gerodet, um dort eine Autobahnlücke zu schließen. Mit einer Waldbesetzung hatten Klimaaktivisten gegen das Vorhaben protestiert.
Kein einziger Autobahnausbau sei klimaverträglich, betonte der emeritierte Professor für Raumentwicklung an der Universität Trier ist. Ein Neubau von Autobahnen vermehre klimaschädliche Emissionen.
Dabei gebe es zwei Effekte, erläuterte Monheim: Zum einen seien Beton und Stahl sehr CO2-intensive und damit klimaschädliche Baustoffe. Zum anderen gebe es den Verkehrseffekt, der sich in mehr Lkw und Pkw auf der Straße zeige. Der Ausbau führe zu mehr Autoverkehr. „Die Verkehrswende schaffen wir aber nur durch eine Vollbremsung dieser Autopolitik“, betonte Monheim.
Monheim forderte, dass alte Straßen stillgelegt und renaturiert werden müssten, wenn neue Fernstraßen gebaut würden. Wer, wie in Frankfurt am Main eine Autobahnlücke schließen wolle, müsse innerstädtisch den Verkehr beruhigen. Hinzu komme, dass der meiste Verkehr, der über Autobahnen in Metropolregionen fahre, eigentlich regionaler Verkehr sei. Damit erfüllten Fernstraßen ihren Zweck eigentlich nicht, sagte Monheim. Im Großraum Frankfurt beispielsweise seien in der Regel 80 Prozent aller Autos auf den angrenzenden Autobahnen lokaler oder regionaler Verkehr.
Es brauche Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr und den Radverkehr, um Autoverkehr zu verringern. Zusätzlich brauche es eine sinnvolle Siedlungs- und Bauplanung, autoabhängige Raum- und Siedlungsstrukturen dürften nicht mehr zugelassen werden. Beispielsweise müsse man Großmärkte und Großparkplätze beschränken. „Der Ikea, so wie bisher mit Großparkplatz in der Nähe einer Autobahnauffahrt, ist so nicht mehr tragfähig.“