Tübingen (epd). Vor schwerwiegenden Folgen steigender Krebsraten im globalen Süden hat die Tropenmedizinerin Gisela Schneider gewarnt. Die Zahl der Tumorerkrankungen werde sich in ärmeren Ländern nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis 2040 verdoppeln, sagte die Direktorin des Deutschen Instituts für ärztliche Mission (Difäm) am Freitag in Tübingen. Es bahne sich eine schwierige Situation an, die insbesondere in Afrika viele Menschenleben kosten werde.
Schneider forderte für die Länder des globalen Südens eine Stärkung der Gesundheitssysteme, damit dort auch Tumorerkrankungen behandelt werden könnten. Zudem seien soziale Sicherungssysteme erforderlich, die zumindest eine grundlegende Behandlung und palliative Versorgung kostenlos anbieten. Familien verlören oft ihren gesamten Besitz, weil sie teure Operationen, Medikamente oder Krankenhausaufenthalte selber bezahlen müssten.
Vor allem in Afrika würden Tumorerkrankungen häufig weder erkannt noch behandelt und es fehle an Hilfsmöglichkeiten. „Wenn Menschen eine Tumorerkrankung im Endstadium haben und zur Behandlung der Schmerzen nichts als ein paar Tabletten Paracetamol, dann ist das Leid unvorstellbar“, sagte Schneider. Es gebe viel zu wenig ausgebildetes Personal und in manchen Ländern könne sich die Mehrheit der Bevölkerung einen Krankenhausaufenthalt nicht leisten. Ursachen für den Anstieg der Erkrankungen seien unter anderem veränderte Lebensgewohnheiten, mangelhafter Arbeitsschutz sowie eine insgesamt höhere Lebenserwartung.