Weiterhin Protestaktionen gegen Kohleabbau in NRW

Weiterhin Protestaktionen gegen Kohleabbau in NRW
Polizei träg Aktivistin Greta Thunberg fort
Die Proteste gegen den Kohleabbau reißen auch nach der Räumung des Dorfes Lützerath nicht ab. Am Dienstag gab es mehrere Blockadeaktionen in NRW, zudem beteiligten sich an Demos in Düsseldorf und am Tagebau Garzweiler II mehrere Hundert Menschen.

Düsseldorf, Lützerath (epd). Nach dem Abriss des Dorfes Lützerath am Tagebau Garzweiler II halten die Proteste gegen die Abbaggerung der Braunkohle in der Region an. Am Dienstagmorgen drangen mehr als 100 Personen in den Tagebau Inden vor und besetzten dort unter anderem einen Schaufelradbagger, wie ein Sprecher der Polizei Aachen sagte. Zudem hielt eine Gruppe von etwa 130 Menschen die Gleise der Nord-Süd-Kohlebahn zum Kraftwerk Neurath besetzt. Auch im Bereich Lützerath und dem Tagebau Garzweiler II gab es erneut Proteste - dort wurde unter anderem die Klimaaktivistin Greta Thunberg von der Polizei fortgetragen.

Zuvor hatten sich mehrere Hundert Menschen an einem Demonstrationszug beteiligt, der von Keyenberg nach Holzweiler führte. Dabei kam es zu Zusammenstößen und Auseinandersetzungen mit der Polizei, als eine Gruppe von Demonstranten in den Tagebau laufen wollte. Die Aktivisten blieben dann aber vor der Abbruchkante stehen oder setzten sich. Mindestens eine Person sprang nach Angaben des Polizeisprechers aber in den Tagebau - es soll sich um einen jungen Mann handeln.

Da die Beteiligten den Bereich trotz Aufforderung der Polizei nicht freiwillig verließen, wurden „mehrere Dutzend“ fortgetragen oder fortgeführt, wie ein Sprecher der Polizei berichtete. Unter ihnen befand sich auch Thunberg.

Im Tagebau Inden endete die Protestaktion gegen Mittag. Laut einem Polizeisprecher räumten die Aktivisten freiwillig den Kohlebagger und wurden aus dem Gelände geführt. Die Besetzung der Bahnstrecke dauerte zunächst noch an, da einige der Teilnehmer sich weigerten, die Gleise zu verlassen, und weggetragen werden mussten.

In Düsseldorf gab es ebenfalls eine Demonstration und eine Kundgebung gegen die Abbaggerung von Lützerath. Der Umzug, der vom Landtag in die Innenstadt führte, wurde von rund 150 Personen unterstützt. Laut der Polizei verlief die Demonstration zunächst weitgehend ruhig, allerdings blockierten offenbar einige der Teilnehmer vorübergehend die Aufzugsstrecke und setzten sich hin.

Proteste gab es auch vor dem NRW-Innenministerium in Düsseldorf. Rund 15 Aktivisten der Klimabewegung „Extinction Rebellion“ blockierten am Mittag den Eingang des Ministeriums, wie die Organisation mitteilte. Drei Menschen klebten sich an der Eingangstür fest. Die Gruppe fordert die Erhaltung von Lützerath und den Rücktritt von Innenminister Herbert Reul (CDU), dem sie „Polizeigewalt gegen friedliche Aktivisten“ während der Demonstration am Samstag und der Räumung von Lützerath vorwirft. Gegen 14 Uhr war die Aktion am Ministerium beendet.

Mehrere Initiativen hatten für Dienstag zu einer „Massenaktion“ und diversen Protesten aufgerufen. „Auch wenn ihr Lützerath zerstört, wir kämpfen weiter: Bis ihr aufhört, Kohle zu verbrennen, Fracking-Gas anzulanden und Autobahnen zu bauen“, sagte die Sprecherin von „Ende Gelände“, Charly Dietz.

Derweil sprach sich der rheinische Landespolizeipfarrer Dietrich Bredt-Dehnen in der Diskussion über Gewalt bei der Räumung von Lützerath für mehr Dialogformate zwischen Polizei und gesprächsbereiter Aktivistenszene aus. „Wir von der Polizeiseelsorge wünschen uns, dass die Zeit zwischen solchen Ereignissen genutzt wird, um miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagte der leitende Landespolizeipfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland dem Evangelischen Pressedienst (epd).