Frankfurt a.M., Cox's Bazar (epd). Angesichts systematischer Gewalt gegen Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch zeigen sich Menschenrechtler alarmiert. Zunehmend würden Geflüchtete in den Lagern in Cox's Bazar durch bewaffnete Polizeieinheiten erpresst, schikaniert und willkürlich verhaftet, kritisierte Human Rights Watch (HRW) am Dienstag. Internationale Geber müssten Druck auf Bangladeschs Behörden ausüben, um die Rohingya besser zu schützen. Die mutmaßlichen Misshandlungen sollten untersucht werden und Opfer rechtlichen Beistand erhalten.
Demnach sind bewaffnete Polizeibataillone seit Juli 2020 für die Sicherheit in den Flüchtlingscamps im Südosten des Landes zuständig. Doch seitdem habe sich die Lage verschlimmert, heißt es unter Berufung auf Rohingya und humanitäre Helfer. Es sei gängige Praxis, dass bangladeschische Sicherheitskräfte mutmaßlichen Verdächtigen Drogen- oder Waffengeschäfte anhängten und dann für deren Freilassung Geld erpressten. Viele Rohingya, die ins Visier der Polizei geraten, arbeiten den Menschenrechtlern zufolge in den Camps für Hilfsorganisationen oder als Lehrinnern und Lehrer.
Die Menschen seien Misshandlungen durch diejenigen ausgeliefert, die sie eigentlich schützen sollten, kritisierte die HRW-Asien-Expertin Shayna Bauchner. Schon zuvor seien die Geflüchteten Gewalt seitens krimineller Banden und bewaffneter Gruppen ausgesetzt gewesen.
In den Camps von Cox's Bazar harren etwa eine Million Rohingya-Flüchtlinge aus. In ihrem mehrheitlich buddhistischen Heimatland Myanmar wird die muslimische Minderheit seit Jahrzehnten verfolgt. Allein über 800.000 von ihnen wurden Ende August 2017 während einer brutalen Offensive der myanmarischen Armee nach Bangladesch vertrieben. Dort leben sie unter erbärmlichen Bedingungen in Camps. UN-Ermittler sowie Menschenrechtler werfen Myanmar Völkermord an den Rohingya vor. Die humanitäre Hilfe für die Rohingya und die Nachbargemeinden in Bangladesch ist chronisch unterfinanziert.