Berlin (epd). Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat Vorwürfe zurückgewiesen, die Agrarwende hin zu einer ökologischeren und klimafreundlicheren Landwirtschaft gehe zu langsam. Er verstehe die Ungeduld vieler, sagte der Grünen-Politiker der Berliner „tageszeitung“ (Dienstag). Versäumnisse der vergangenen 16 Jahre hole man aber nicht in einem Jahr nach. Unter anderem Greenpeace Deutschland-Chef Martin Kaiser hatte Özdemir zuletzt „eine krasse Lücke zwischen Ankündigung und Handeln“ vorgeworfen.
„Den Kritikern sage ich: Der Staatsaufbau der Bundesrepublik Deutschland sieht nicht vor, dass der Bundeslandwirtschaftsminister am Parlament, den Koalitionspartnern, dem Bundesrat und der EU-Kommission vorbei das Recht aushebeln kann“, sagte Özdemir. Da die Grünen nicht allein regierten, seien Kompromisse nötig, um ans Ziel zu kommen.
Er teile die Kritik von Umwelt- und Tierschützern in vielen Fragen, sagte Özdemir: „Ich bitte nur um Geduld. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Vergessen wir nicht: Wir bauen da gerade ein System grundlegend um.“ Zudem gebe es harte Gegner, die den Umbau nicht wollten. Diese seien sehr wortstark und gut organisiert.
Özdemir geht davon aus, dass der Fleischmarkt dauerhaft schrumpft: „Ich fürchte, dass der Absatzmarkt in China für deutsches Schweinefleisch nicht nur vorübergehend weg ist.“ Auch die Konsumgewohnheiten in Deutschland änderten sich nicht vorübergehend, sondern dauerhaft. Immer mehr Menschen konsumierten weniger, aber dafür bewusst Fleisch.