Berlin (epd). Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Proteste gegen die Räumung des Dorfes Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier kritisiert. „Auch ich habe früher häufiger demonstriert. Allerdings gibt es für mich eine Grenze, die genau da verläuft, wo Protest gewalttätig wird“, sagte er der in Berlin erscheinenden „wochentaz“ (Samstag). Die Kritik von Klimaaktivisten, dass mit der Erschließung der Braunkohlevorkommen unter Lützerath die Klimaziele in Gefahr seien, wies Scholz zurück: „Dieser Vorwurf trifft nicht zu. Es ist genau umgekehrt: Wir machen Politik, damit wir unsere Klimaziele erreichen.“
Die Proteste gegen die Abbaggerung des Dorfes gehen nach Ansicht des Bundeskanzlers in die falsche Richtung. Fünf andere Dörfer in der Nachbarschaft blieben, anders als ursprünglich geplant, erhalten. „Vielleicht sollte sich der Protest eher dagegen richten, dass es sechs Jahre braucht, bis eine Windkraftanlage genehmigt wird. Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, brauchen wir mehr Tempo“, fügte Scholz hinzu. Ziel müsse sein, täglich drei bis vier große Windkraftanlagen in Deutschland aufzustellen.
Das Ziel einer Senkung des CO2-Ausstoßes sei nicht mit Verzicht oder Verboten zu erreichen, sagte der Bundeskanzler. Politik solle den Menschen nicht vorschreiben, wie viel Fleisch sie essen. „Ich bin kein Anhänger der Verzichtserzählung“, sagte Scholz. Er äußerte die Überzeugung, dass es mit technologischer Modernisierung möglich sein werde, CO2-neutral zu wirtschaften, das Klima und die Ressourcen zu schonen sowie den Wohlstand zu erhalten.