Krakau (epd). Der leitende Bischof der polnischen lutherischen Kirche, Jerzy Samiec, hat die gegenüber Deutschland erhobenen Reparationsforderungen seines Landes verurteilt. Die polnische Debatte über Reparationen hätten die polnisch-deutsche Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, sagte Samiec am Montag vor evangelischen Kirchenvertretern aus Deutschland in Krakau.
Anlass der Tagung waren Vorbereitungen der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes im kommenden September in Krakau. Die Kirchen müssten ihren Teil zur Verständigung der Völker beitragen, betonte Samiec. Krisen wie der Ukraine-Krieg und der Aufstieg rechtspopulistischer Parteien in Europa drohten das friedliche Miteinander der Nationen zu zerstören.
Die nationalkonservative PiS-Regierung in Polen hatte im Oktober eine diplomatische Note an die deutsche Bundesregierung gerichtet. Darin fordert sie Entschädigungszahlungen in Höhe von umgerechnet 1,3 Billionen Euro für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden.
Dem 1947 gegründeten Lutherischen Weltbund gehören nach eigenen Angaben 149 Kirchen mit 77 Millionen Mitgliedern an. Gastgeberin der bevorstehenden Vollversammlung ist die lutherische Kirche in Polen, der laut staatlicher Statistik etwa 61.000 Gläubige angehören.