Gotha (epd). Angehörige, Freunde und Weggefährten haben am Donnerstag in einem Trauergottesdienst in der Gothaer Augustinerkirche vom langjährigen Bischof der früheren Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, Werner Leich, Abschied genommen. Unter den rund 100 Trauergästen war auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Leich war am 17. Dezember im Alter von 95 Jahren gestorben. Der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, würdigte den Verstorbenen als einen „großen Hirten der Kirche“. Leich wurde auf dem Hauptfriedhof Gotha beigesetzt.
Verlässlichkeit und Klarheit seien herausragende Eigenschaften Leichs gewesen, sagte Kramer in seiner Predigt. Bereits 1999 habe der Altbischof festgelegt, wie der Gottesdienst zu seinem Tode gestaltet werden solle. Eine zentrale Rolle sollte demnach sein Trauspruch „Einer trage des Anderen Last“ spielen.
Diese Maxime habe nicht nur für seine Ehe, sondern auch für seine Arbeit in der Gemeinde gegolten, sagte Kramer. Unkompliziert und verbindlich sei Leich im Weltlichen und im Geistlichen gewesen. „Freizeit oder Privatheit konnte man sich bei ihm kaum vorstellen“, sagte der mitteldeutsche Bischof.
In seiner Amtszeit von 1978 bis 1992 habe Leich zudem die Interessen der Thüringer Landeskirche klar gegenüber dem Staat vertreten, etwa bei seinen Treffen mit der damaligen DDR-Staatsführung unter SED-Chef Erich Honecker. Er habe auch innerkirchlich klare Regeln für die Dekonspiration in Bezug auf die Staatssicherheit herausgegeben. Damit habe er vielen Menschen geholfen, sich aus den Klauen der Stasi zu befreien.
Der Pfarrer Christof Schulze, der liturgisch durch den Trauergottesdienst führte, stellte die Verlässlichkeit und Hilfsbereitschaft des verstorbenen Altbischofs heraus. Bis hin zu ganz weltlichen und persönlichen Problemen sei Leich jederzeit ansprechbar gewesen und habe sich engagiert. Gemeinsam mit vielen anderen Wegbegleitern Leichs verspüre er Dankbarkeit hierfür, sagte Schulze.
Der Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) hob in seinen Abschiedsworten die lebenslange Verbundenheit Leichs zu der Thüringer Stadt hervor. Die persönliche Freundschaft zu dem Altbischof sei für ihn prägend gewesen, sagte Kreuch: „Ein Stück Mut meines Lebens habe ich ihm zu verdanken.“
Leich habe es stets verstanden, den sozialistischen Staat mit den eigenen Waffen zu bezwingen. Mit Blick auf Leichs Rolle in der Friedensbewegung der DDR sagte der SPD-Politiker: „Er hat ein Wort zum Schwert werden lassen und mit Gesten den Boden urbar gemacht, auf dem Gottes Wort gedeiht.“
Der 1927 in Mühlhausen geborene Werner Leich trat 1951 als Vikar in den Dienst der Thüringer Landeskirche ein. Von 1978 bis 1992 war er Landesbischof der später in der mitteldeutschen Kirche aufgegangenen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. Von 1980 bis 1983 leitete Leich das Lutherkomitee der Evangelischen Kirchen, von 1983 bis 1986 war er Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche der DDR und von 1986 bis 1990 Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen in der DDR. Der Theologe war bis zu seinem Tode geistig fit und lebte zuletzt in einer diakonischen Einrichtung in Tambach-Dietharz im Landkreis Gotha.