Genf (epd). Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat die Schändung des historischen protestantischen Friedhofs in Jerusalem verurteilt. Der Weltkirchenrat schließe sich in seinem Protest allen christlichen Kirchen des Heiligen Landes an, erklärte ÖRK-Generalsekretär Jerry Pillay am Mittwoch in Genf. Medienberichten zufolge wurde am Neujahrstag auf dem Zionsfriedhof ein erheblicher Schaden angerichtet. Grabsteine seien beschädigt und Kreuze zerbrochen worden. Über die Täter gibt es bislang nur Mutmaßungen.
Der Mangel an Respekt vor den Toten und die Provokation der christlichen Gemeinschaft seien nicht hinnehmbar, fügte Pillay hinzu. Laut ÖRK wurde der Angriff von Überwachungskameras aufgezeichnet und „von Vandalen verübt, die offenbar von religiösem Fanatismus und Hass motiviert waren“. Der Vorfall habe am 1. Januar tagsüber stattgefunden.
Die Tat bestätige, dass die Sorge der Kirchenoberhäupter in Jerusalem über zunehmende Angriffe und Drohungen gegen die christliche Gemeinschaft nicht unberechtigt sei, sagte der südafrikanische Theologe Pillay. Der Weltkirchenrat forderte die israelischen Behörden auf, dafür zu sorgen, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Wirksame Maßnahmen müssten ergriffen werden, um weitere Angriffe zu verhindern. Die Christen in Jerusalem müssten geschützt werden.
Der Friedhof wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im Rahmen eines gemeinsamen Bistums der Anglikanischen und der Preußischen Kirchen eingerichtet. Das Bistum wurde schon nach wenigen Jahren aufgelöst, der Friedhof jedoch weiterhin gemeinsam genutzt. Der Ökumenische Rat der Kirchen, auch Weltkirchenrat genannt, ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen aus mehr als 120 Ländern, die weltweit über 580 Millionen Christinnen und Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist kein ÖRK-Mitglied.