Frankfurt a.M. (epd). Die Besatzung des Rettungsschiffs „Geo Barents“ bringt 85 Flüchtlinge nach Italien. Nach zwei Einsätzen im zentralen Mittelmeer sei ihnen der Hafen von Tarent zugewiesen worden, teilte die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“, die das Schiff betreibt, am Montag mit. Für eine dritte Rettung gaben die Behörden keine Erlaubnis.
Die Notruf-Organisation Alarm Phone hatte die Crew auf ein Boot in Seenot aufmerksam gemacht. Der Notfall habe den italienischen Zuständigen zufolge von Libyen übernommen werden sollen. Libyen ist für Geflüchtete kein sicheres Land, ihnen drohen dort Not, Gewalt, Zwangsarbeit und Internierung.
Laut „Ärzte ohne Grenzen“ rettete die „Geo Barents“-Crew auf Bitten der italienischen Behörden in der Nacht auf Montag 41 Menschen, die nach dem Kentern ihres Bootes bereits im Wasser waren. Danach übernahm die Besatzung weitere 44 Menschen von einem Handelsschiff, ebenfalls auf italienische Anweisung. Die Fahrt nach Tarent werde etwa zwei Tage dauern.
Die neue italienische Regierung weist den Rettungsschiffen oftmals bereits nach dem ersten Einsatz weit entferne Häfen zu. Die Organisationen gehen davon aus, dass die Schiffe damit so lange wie möglich von der Rettungszone im zentralen Mittelmeer ferngehalten werden sollen. Die „Ocean Viking“ der Organisation SOS Méditerranée musste zuletzt nach einem Rettungseinsatz mit 113 Geflüchteten an Bord knapp vier Tage lang zum norditalienischen Hafen von Ravenna fahren.
Es gibt keine staatlich organisierte Seenotrettung im Mittelmeer. Lediglich private Organisationen halten Ausschau nach in Not geratene Flüchtlinge. Auf der gefährlichen Fluchtroute kamen im vergangenen Jahr laut der Internationalen Organisation für Migration mehr als 2.000 Menschen ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.