Düsseldorf (epd). Kinderärzte und Psychiater haben an die Politik appelliert, die seelische Gesundheit von Kindern stärker im Blick zu haben. Nach einem Anstieg in den Corona-Jahren gingen die Anfragen nach Behandlungsplätzen für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche inzwischen zwar glücklicherweise wieder zurück, sagte Annegret Brauer, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Freitag). „Wir beobachten derzeit allerdings wieder eine Häufung von Ängsten, die auch durch die Sorgen von Eltern im Zuge der Energiekrise und der Preisentwicklungen ausgelöst werden.“
Die Lage in den Psychotherapiepraxen und -kliniken sei weiter angespannt, weil das Angebot in vielen Regionen schon vor der Corona-Zeit zu gering gewesen sei, erklärte die stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Es braucht dringend wieder mehr außerschulische Anlaufstellen in den Kommunen für Kinder und Jugendliche“, forderte Brauer. Viele Stadtteilzentren oder Jugendclubs hätten in der Corona-Zeit wegen der Auflagen geschlossen und seien nicht wieder geöffnet worden.
Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, forderte neue Studien zu Langzeitfolgen der Corona-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen. Nach wie vor hätten viele Kinder mit Übergewicht und Angststörungen zu kämpfen, sagte Fischbach der „Rheinischen Post“. „Es darf nicht passieren, dass bei ähnlichen Katastrophen in der Zukunft wieder die Kinder und Jugendlichen zuerst unter die Räder kommen.“