Frankfurt a.M., Bogotá (epd). Kurz nach der Verkündung einer Waffenruhe hat die ELN-Guerilla ihre militärischen Aktivitäten in den westkolumbianischen Regionen Chocó und Valle de Cauca beendet. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro bestätigte die Aussetzung des sogenannten bewaffneten Streiks am Dienstag (Ortszeit) in Bogotá. Er sicherte der betroffenen Bevölkerung humanitäre Hilfe durch das Militär zu.
Die ELN-Guerilla hatte seit dem 15. Dezember mehrere Dörfer in der Pazifikregion abgeriegelt. Der Zugang zu Medikamenten und Grundnahrungsmitteln war stark eingeschränkt. Schätzungen zufolge war die Sicherheit von mehr als 30.000 Menschen gefährdet.
Der „bewaffnete Streik“ - eine Strategie illegaler bewaffneter Gruppen, Macht zu demonstrieren - löste in Kolumbien Empörung aus, auch weil die Regierung derzeit mit der Gruppe über einen Friedensvertrag verhandelt. Hintergrund der Abriegelung war ein Konflikt mit der paramilitärischen Gruppe Clan del Golfo, die ebenfalls in der Region aktiv ist.
Die Regierung reagierte erleichtert auf das Ende der Blockaden. Innenminister Alfonso Prada sprach von einer „Geste des Friedens“, die von der Regierung anerkannt werde. Der Leiter der nationalen Ombudsstelle, Carlos Camargo, äußerte die Hoffnung, dass sich die ELN weiter dem Ziel verschreibe, eine „Atmosphäre des Friedens zu schaffen, wie sie es in ihrer Ankündigung versprechen“.
Erst am Montag hatte die bewaffnete Gruppe eine einseitige Waffenruhe während der Feiertage angekündigt, die ab dem 24. Dezember bis zum 2. Januar gelten soll. Zunächst war aber nicht klar, ob sie auch für die abgeriegelten Gemeinden im Nordwesten Kolumbiens gilt. Derzeit verhandelt die ELN mit der kolumbianischen Regierung über einen Friedensvertrag. Die erste Verhandlungsrunde wurde Mitte Dezember abgeschlossen. Im Januar 2023 werden die Friedensgespräche in Mexiko fortgeführt.