Frankfurt a.M. (epd). Der Direktor der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), Christof Schenck, sieht im Abkommen zum Erhalt der Artenvielfalt beim Weltnaturgipfel in Montreal bedeutende Fortschritte. „Vor der Konferenz hat es schlechter ausgesehen als nach der Konferenz“, sagte der aktuelle Träger des Deutschen Umweltpreises am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Frankfurt am Main. Alles in allem gab er den erzielten Vereinbarungen die Schulnote Drei minus.
Ein „Sehr gut“ sei nicht zu erwarten gewesen, erläuterte Schenck. Eine Zwei scheitere an mehreren Einwänden: Fraglich sei zum Beispiel, wie die global vereinbarten Ziele auf nationaler Ebene umgesetzt und überwacht würden. Vertreter aus etwa 200 Staaten hatten sich in Montreal nach knapp zwei Wochen Verhandlungen auf ein Abkommen zum Schutz der Biodiversität geeinigt.
Manche der insgesamt 23 in Montreal definierten Ziele seien „recht oberflächlich“, kritisierte Schenck. Als Beispiele nannte der seit Jahrzehnten im Artenschutz tätige Umweltpreisträger die angestrebte Verringerung von Plastikmüll, vor allem in den Ozeanen, und die Verantwortung von Unternehmen für das dramatische Artensterben weltweit. „Da hätte ich mir vorstellen können, dass man ein bisschen konkreter wird“, monierte Schenck.
Er würdigte aber die schiere Zahl von 23 Zielen und fügte hinzu: „Es sind ganz wichtige Elemente drin.“ Schenck nannte vor allem das sogenannte 30x30-Ziel: Bis 2030 sollen weltweit 30 Prozent der Land- und Meeresflächen unter Schutz gestellt werden. Wüsten und eisbedeckte Regionen zu schützen, ist nach Schencks Ansicht nicht hilfreich. „Die Süßwasserregionen werden entscheidend sein“, unterstrich er - Regenwälder, große Savannen, Moore und Mangrovenwälder.
Der ZGF-Direktor verwies außerdem auf zwei Begriffe, die sich wie Leitmotive durch das englischsprachige Dokument ziehen: das Ziel „living in harmony with nature“ und die Beteiligung von indigenen und lokalen Bevölkerungsgruppen. „Es hört sich ja sehr wolkig an, aber 'harmony with nature' heißt eigentlich, dass wir unsere Lebensgrundlagen erhalten müssen“, unterstrich Schenck. Dazu gehörten sauberes Wasser und Schutz des Klimas ebenso wie der Insekten als Bestäuber von Nahrungspflanzen. „Es umfasst tatsächlich die Basis unseres Lebens.“
Für die Urbevölkerung gelte, dass man sie mitnehmen und „an Entscheidungen teilhaben lassen muss“. Mit Blick auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump und den scheidenden brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro sagte Schenck, Populisten und Diktatoren legten „ein katastrophales Verhalten“ gegenüber natürlichen Ressourcen an den Tag. Der künftige brasilianische Präsident Lula da Silva habe bereits erklärt, die unter Bolsonaro vorangetriebene Abholzung des Amazonas-Regenwaldes „auf null setzen“ zu wollen.