Berlin (epd). Gedächtniskirchen-Pfarrerin Kathrin Oxen sieht sechs Jahre nach dem islamistischen Terroranschlag auf dem Breitscheidplatz Veränderungen im jährlichen Gedenken. „Der Schmerz ist immer noch da, aber er wandelt sich“, sagte sie dem Berliner „Tagesspiegel“ (Montag). Was allerdings nicht passieren dürfe sei, „dass die Betroffenen das Gefühl haben, da denkt jetzt keiner mehr dran“.
Für den Abend ist in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche eine Gedenkandacht für die 13 Todesopfer geplant. Im Anschluss werden vor den Stufen zur Kirche ihre Namen verlesen. Um 20.02 Uhr, dem Zeitpunkt des Anschlags von 2016, wird die Glocke der Kirche 13 Mal schlagen. An der Gedenkfeier wollen Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und der evangelische Bischof Christian Stäblein teilnehmen.
Oxen sagte dem „Tagesspiegel“, das Gedenken werde von den Betroffenen unterschiedlich erlebt. Für einige sei es ein „hilfreiches Ritual“, für andere „eine dankbare Erinnerung an das eigene Verschont-geblieben-sein“ und für wieder andere „eine Erinnerung, wie schnell sich das Leben schicksalhaft ändern kann“. Gedenktage oder Jahrestage seien immer retraumatisierend, aber auch wichtig für den Trauerprozess.
Bei dem Terroranschlag steuerte der tunesische Islamist Anis Amri am 19. Dezember 2016 einen Sattelzug in die Besuchermenge des Weihnachtsmarktes am Breitscheidplatz. Dabei starben zwölf Menschen, über 60 wurden verletzt. Das 13. Opfer erlag im Oktober 2021 den Folgen seiner schweren Verletzungen. Die Opfer kamen außer aus Deutschland aus Polen, Israel, Italien, der Ukraine und Tschechien.