Leiharbeit in Pflegeberufen: Debatte mit umgekehrten Vorzeichen

Leiharbeit in Pflegeberufen: Debatte mit umgekehrten Vorzeichen

Frankfurt a.M. (epd). In der Pflegebranche fordern Arbeitgeber die sofortige Begrenzung der Leiharbeit, Gewerkschaften loben hingegen deren relativ attraktive Arbeitsbedingungen. „Im Bereich der Pflege stehen die Dinge auf dem Kopf“, sagte Matthias Gruß vom ver.di-Fachbereich Altenpflege dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) sind zwei Prozent der Pflegekräfte als Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter beschäftigt.

Leiharbeitsfirmen bieten Pflegekräften laut ver.di teilweise eine bessere Bezahlung. Sie werben außerdem damit, dass sie Wünsche zur Arbeitszeit berücksichtigen - etwa wenn Leiharbeiter keine Nachtschichten oder Wochenenddienste machen wollen. Außerhalb der mit den Leihfirmen vereinbarten Arbeitszeiten haben die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen dann keinen Zugriff auf die Arbeitnehmer und können diese nicht für kurzfristige Vertretungen oder Überschichten einsetzen.

Ver.di lehnt ein Verbot der Leiharbeit in der Pflege ab. Die Arbeitgeber müssten es durch verbindliche Dienstpläne und tarifvertragliche Bezahlung erreichen, „Pflegepersonen zu halten und neue zu gewinnen“, sagte Gewerkschafter Gruß dem epd. Auch der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hält Forderungen nach einer sofortigen Begrenzung der Leiharbeit für kurzsichtig: Die Einrichtungen könnten derzeit nicht auf Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter verzichten.

Arbeitgeber sehen die Leiharbeit kritisch. Laut dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) sind Leiharbeiter für die Arbeitgeber oft deutlich teurer als Angestellte. Zeitarbeitsunternehmen würden aktiv Stammpersonal aus den Einrichtungen abwerben, „um sie dann wieder zurück zu vermieten“, moniert der Verband.

Der Geschäftsführer der Sozial Holding Mönchengladbach, Helmut Wallrafen, forderte Ende November in einem Offenen Brief die Begrenzung der Leiharbeit in der Altenpflege. Sie sei auch eine Belastung für die Pflegebedürftigen. Er beklagt „Unzuverlässigkeit, schlechte Pflege und Unruhe in den Pflegeteams des Stammpersonals“.