Kolumbien: 199 Menschenrechtsverteidiger getötet

Kolumbien: 199 Menschenrechtsverteidiger getötet

Frankfurt a.M., Bogotá (epd). 199 Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten sind in Kolumbien im laufenden Jahr getötet worden. Das teilte die nationale Ombudsstelle am Mittwoch (Ortszeit) in der Hauptstadt Bogotá mit. Das sei die höchste Zahl seit Abschluss des Friedensvertrages zwischen Regierung und Farc-Guerilla 2016 - jeden zweiten Tag sei eine Person, die sich für Minderheiten, Frauen, Landwirte oder die Umwelt eingesetzt hat, ermordet worden.

Besonders gefährlich ist die Lage demnach in ländlichen Regionen im Südwesten des Landes. Im Department Nariño wurden 33 Morde dokumentiert, in Cauca 25 und in der Hauptstadt Bogotá waren es zwei. Die gefährdetste Gruppe waren mit 62 Opfern kommunale Führungspersönlichkeiten gefolgt von Vertreterinnen und Vertretern indigener Gemeinschaften, von denen 33 getötet wurden. 92 Prozent der Opfer waren männlich.

„Dieses Jahr war für soziale Führungspersönlichkeiten und Menschenrechtsverteidiger in Kolumbien besonders schwierig“, sagte der Leiter der Ombudsstelle, Carlos Camargo. Die Mordrate liege „weit über den 136 Fällen, die im gleichen Zeitraum des Jahres 2021 gemeldet wurden.“ Camargo rief bewaffnete Gruppen auf, das Leben der Aktivisten zu respektieren, da diese "in den Regionen eine wichtige Roll# e bei der Gewährleistung der Rechte der Einwohner spielen” und ihre Arbeit die Demokratie stärke.

Zuletzt ist die Gewalt gegen Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten allerdings gesunken. Laut einer Studie der kolumbianischen Universität Externado ist die Mordrate seit Amtsantritt des linken Präsidenten Gustavo Petro Anfang August um mehr als sechs Prozent zurückgegangen im Vergleich zum Vorjahr. Die Waffengewalt sank demnach um 46 Prozent, die Zwangsrekrutierung von Minderjährigen durch bewaffnete Gruppen um 80 Prozent. Am Mittwoch besuchten das Staatsoberhaupt und Vizepräsidentin Francia Márquez die für ihre Gefährlichkeit berüchtigte Hafenstadt Buenaventura, um den Rückgang der dortigen Tötungsdelikte zu feiern.