Frankfurt a.M., Brazzaville (epd). In Afrika ist der Kampf gegen die Mütter- und Säuglingssterblichkeit ins Stocken geraten. Die Fortschritte der vergangenen Jahre hätten sich jüngst deutlich verlangsamt, erklärte die Regionaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Matshidiso Moeti, am Donnerstag in Kongo-Brazzaville. „Es ist entscheidend, dass die Regierungen eine radikale Kurskorrektur vornehmen.“
Nach neuen Berechnungen der WHO werden im Jahr 2030 in Afrika südlich der Sahara 390 Frauen von 100.000 bei der Geburt sterben. Das ist fünfmal mehr als die in den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen vereinbarte Zahl von weniger als 70. Der Durchschnitt in Europa lag 2017 bei 13 Gebärenden, die sterben.
Die Säuglingssterblichkeit in Afrika südlich der Sahara liegt der WHO zufolge bei 72 von 1.000 lebend geborenen Babys. Wenn die Rate weiter wie bisher um 3,1 Prozent pro Jahr zurückgeht, werden 2030 noch 54 Kinder von 1.000 vor ihrem ersten Geburtstag sterben, statt wie angepeilt weniger als 25.
Der Kontinent habe in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts bemerkenswerte Fortschritte bei den Gesundheitszielen erreicht, sagte Moeti bei der Vorstellung des „Atlas der afrikanischen Gesundheitsstatistiken 2022“. So sei die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren um 35 Prozent, die der Neugeborenen um 21 Prozent und die der Mütter um 28 Prozent gesunken. Im vergangenen Jahrzehnt seien die Raten deutlich langsamer gesunken, vor allem bei der Müttersterblichkeit.
Diese Entwicklung wurde Moeti zufolge durch die Corona-Pandemie verstärkt, weil unverzichbare Gesundheitsdienstleistungen wie die Versorgung von Mutter und Kind nach der Geburt unterbrochen wurden. Zudem werde nicht genug in die Gesundheitsversorgung investiert, kritisierte die WHO-Direktorin. So gebe es im Durchschnitt von 47 afrikanischen Ländern nur 1,55 Fachkräfte pro 1.000 Einwohner - weit weniger als die von der WHO als Mindestversorgung angegebenen 4,45.