Berlin (epd). Der Wirtschaftsforscher Marcel Fratzscher beklagt eine wachsende soziale Ungleichheit in Deutschland. „Die soziale Schere geht momentan weiter auf, und zwar noch stärker als in der Pandemie“, sagte der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Donnerstag). Die staatliche Verteilungspolitik angesichts von Inflation und Energiekrise sei nicht zielgenau genug.
„Es ist zwar richtig, dass es kaum ein anderes westliches Land gibt, das so viel Geld in die Hand nimmt, um gegenzusteuern“, erläuterter Fratzscher. Das Geld werde aber meist nach dem Gießkannenprinzip verteilt. „Die Großen unter den Haushalten wie den Unternehmen, denen es eigentlich ganz gut geht, die bekommen in Euro das meiste Geld, während die Kleinen zu kurz kommen“, kritisierte er und forderte: „Wir bräuchten eine gezielte Verteilungspolitik, haben aber kaum eine.“