Berlin, Bogotá (epd). Nach rund vier Jahren Unterbrechung haben Kolumbiens Regierung und die größte noch existierende Guerilla ELN Verhandlungen über einen Friedensvertrag aufgenommen. Kolumbiens Friedensbeauftragter Danilo Rueda zeigte sich am Montag (Ortszeit) zuversichtlich, dass eine Lösung des bewaffneten Konflikts gefunden werde. „Im Mittelpunkt des Dialogs für den Frieden steht das Leben“ schrieb er auf Twitter. Auch ELN-Führer Pablo Beltrán versicherte laut regionalen Medienberichten, dass die Verhandlungen ein „Instrument des Wandels“ sein müssten und er erwarte, dass sie nicht scheiterten.
Die Delegierten beider Lager trafen sich im Nachbarland Venezuela, in der Hauptstadt Caracas. Die Gespräche werden von Diplomaten aus Kuba, Venezuela, Norwegen und Spanien begleitet. Auch die katholische Kirche und die UN sollen Beobachter senden. Die ELN ist vor allem im Grenzgebiet zu Venezuela aktiv.
Kolumbiens neuer linksgerichteter Präsident Gustavo Petro hatte angekündigt, den Friedensprozess mit der ELN wieder aufzunehmen und den Weg der Versöhnung zu gehen. „Die ELN selbst hat sich verändert, ebenso wie die Dynamik der kolumbianischen Gesellschaft“, hatte Petro anlässlich seiner Vereidigung als Präsident im Juli gesagt. Die Vorgänger-Regierung des konservativen Präsidenten Iván Duque hatte die Friedensgespräche 2019 nach einem Bombenanschlag der ELN auf eine Polizeiakademie in Bogotá mit 22 Toten abgebrochen.
Mit der Farc-Guerilla hatte die Regierung unter dem Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos 2016 einen Friedensvertrag beschlossen. Die Farc gab ihre Waffen ab und wandelte sich in eine politische Partei um.
Auch Präsident Petro war in der Guerilla aktiv. Er hatte sich in den 70er Jahren der linken, urbanen Guerilla M-19 angeschlossen. Er war auch an den Friedensverhandlungen der M-19 und der Regierung beteiligt, die zur Waffenniederlegung der Gruppe 1990 und der Gründung einer Partei führten.
Kolumbien leidet seit mehr als 50 Jahren an einem Bürgerkrieg zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs. Dabei wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen Menschen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst.