Frankfurt a.M, Naypyidaw (epd). In Myanmar hat die Militärjunta die Entlassung von fast 6.000 Gefangenen angekündigt. Im Zuge der Massenamnestie sollen auch prominente ausländische Häftlinge freikommen, wie die Nachrichtenportale „Myanmar Now“ und „Khit Thit Media“ am Donnerstag berichteten. Dazu gehören der australische Ökonom Sean Turnell, ein früherer Berater der gestürzten Zivilregierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die ehemalige britische Botschafterin Vicky Bowman sowie der japanische Dokumentarfilmer Toru Kubota.
Kritiker gehen davon aus, dass die Massenamnestie anlässlich von Myanmars Nationalfeiertag aufgrund zunehmenden internationalen Drucks zustande kam. Sie weisen darauf hin, dass Tausende politische Häftlinge weiter hinter Gittern sitzen.
Turnell war wenige Tage nach dem Militärputsch vom 1. Februar 2021 festgenommen und im September dieses Jahres unter anderem wegen Geheimnisverrats zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Bowman war im August gemeinsam mit ihrem myanmarischen Ehemann Htein Lin verhaftet und einen Monat später zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Laut Militärregime sollen sie gegen Meldebestimmungen ihres Wohnortes verstoßen haben. Auch Htein Lin soll demnach freikommen.
Der Dokumentarfilmer Kubota war im Juli festgenommen und zu insgesamt zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Regime warf ihm Kontakte zu Dissidenten und das Filmen einer Anti-Junta-Demonstration vor.
Von der Amnestie ausgeschlossen sind die frühere De-Facto-Regierungschefin Suu Kyi sowie eine Reihe hochrangiger Mitglieder ihrer gestürzten Partei „Nationale Liga für Demokratie“ (NLD). Suu Kyi ist zu insgesamt 26 Jahren Haft verurteilt worden, unter anderem wegen des Vorwurfs der Korruption, illegalen Imports und Besitzes von Funkgeräten, Verstößen gegen Corona-Auflagen sowie „Anstiftung zum Aufruhr“. Seit Juni sitzt die 77-Jährige in Einzelhaft.
Die Streitkräfte hatten den Putsch 2021 mit Wahlbetrug begründet, ohne Beweise vorzulegen. Suu Kyis NLD hatte die Parlamentswahlen vom November 2020 klar gewonnen. Laut der Gefangenen-Hilfsorganisation AAPP wurden seit dem Umsturz mehr als 16.200 Personen verhaftet und mehr als 2.400 getötet.