Frankfurt a.M., Toulon (epd). Die 230 von der „Ocean Viking“ im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge sind am Freitag in Toulon an Land gegangen. Einige der Überlebenden hätten vor der Zuweisung des südfranzösischen Hafens 21 Tage an Bord des privaten Rettungsschiffes ausharren müssen, kritisierte der internationale Verbund SOS Méditerranée, der das Schiff betreibt. Zuvor hatte Italien den Seenotrettern die Einfahrt verweigert. Auch die Schiffe anderer Organisationen mussten zuletzt tagelang auf die Zuweisung eines Hafens warten.
Es handele sich um die längste Blockade, die SOS Méditerranée je erlebt habe, erklärten die Seenotretter. Jede zusätzliche Stunde auf See beeinträchtige die physische und psychische Gesundheit der Überlebenden.
Die Crew der „Ocean Viking“ hatte die Menschen zwischen dem 22. und 26. Oktober gerettet und anschließend vergeblich auf die Zuweisung eines Hafens in Italien oder Malta gewartet. Als eines von vier Rettungsschiffen musste die „Ocean Viking“ damit in den vergangenen Tagen zunächst vergeblich mit Hunderten Schutzsuchenden an Bord ausharren. Die „Humanity 1“, die „Geo Barents“ und die „Rise Above“ durften die von ihnen geretteten Flüchtlinge schließlich nach Italien bringen, wo allerdings vorerst nur ein Teil der Überlebenden von Bord gehen durfte.
Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ kritisierte am Freitag abermals, dass auf dem von ihr unterhaltenen Schiff „Geo Barents“ mehr als 200 Überlebende noch drei Tage nach Ankunft im sizilianischen Hafen Catania bleiben mussten.
Derweil gingen die Rettungen auf dem Mittelmeer weiter. Das Segelschiff „Nadir“ unterstützte in den vergangenen 30 Stunden nach Angaben der Organisation Resqship die italienische Küstenwache bei der Rettung von knapp 300 Menschen. Darunter war nach Angaben der Seenotretter am Donnerstag eine hochschwangere Frau.
Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private Initiativen halten nach Flüchtlingen in Seenot Ausschau. Bei der Überquerung des Mittelmeers kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr 1.891 Flüchtlinge und Migranten ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen.