Frankfurt a.M. (epd). Das Warten für die knapp 250 Flüchtlinge, die im italienischen Hafen Catania an Bord privater Rettungsschiffe ausharren mussten, hat ein Ende. Wie die Organisation SOS Humanity mitteilte, konnten die 35 auf der „Humanity 1“ verbliebenen Überlebenden am Dienstagabend an Land gehen. Wenige Stunden zuvor hatten die italienischen Behörden auch den 213 Geretteten von der „Geo Barents“ erlaubt, das Schiff zu verlassen. Die Seenotretter zeigten sich erleichtert.
Der Ausschiffung war ein tagelanges Tauziehen zwischen den Hilfsorganisationen und den italienischen Behörden vorausgegangen. Nachdem die Schiffe Catania erreicht hatten, durften zunächst nicht alle der im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge von Bord gehen.
„Dieses ungerechtfertigte Warten hat nun endlich ein Ende“, erklärte die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“, welche die „Geo Barents“ betreibt, auf Twitter. Insgesamt hatte die Schiffscrew Ende Oktober 572 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet, von denen zunächst nicht alle von Bord gehen durften.
Die „Humanity 1“ durften am vergangenen Wochenende ebenfalls vorerst nur 144 der insgesamt 179 Geretteten verlassen. Die 35 an Bord verbliebenen Menschen waren nach Angaben der Organisation zwischenzeitlich in einen Hungerstreik getreten, um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen.
Till Rummenhohl von SOS Humanity sprach am Mittwoch von einer besorgniserregenden Entwicklung. Die vergangenen Wochen hätten gezeigt, dass sich europäische Regierungen nicht dafür schämten, internationales Recht und das Recht von Flüchtlingen zu brechen, sagte er bei einer Pressekonferenz im Hafen von Catania. Rummenhohl kündigte an, dass die „Humanity 1“ den Hafen von Catania noch am Mittwoch verlassen werde.
Vor der Ausschiffung von der „Humanity 1“ und der „Geo Barents“ waren am Dienstag auch die 89 von der „Rise Above“ im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge in Italien an Land gegangen. Auf der „Ocean Viking“ harrten derweil auch am Mittwoch noch 234 Gerettete aus. Nach Angaben des internationalen Verbundes SOS Méditerranée, der das Schiff betreibt, hat die Crew inzwischen auch Frankreich um die Zuweisung eines Hafens gebeten.
Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private Initiativen halten nach Flüchtlingen in Seenot Ausschau. Immer wieder müssen die Geretteten tagelang warten, bis sie einen Hafen zugewiesen bekommen. Die neue rechtsnationalistische Regierung in Italien hat den Kurs gegen private Seenotretter bereits direkt nach ihrer Amtsübernahme vor etwas mehr als zwei Wochen deutlich verschärft.
Bei der Überquerung des Mittelmeers kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr 1.891 Flüchtlinge und Migranten ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen.