Die katholische Kirche befinde sich weltweit in einem Reformprozess, erläuterte der Catholica-Beauftragte der VELKD und verwies auf synodale Wege unter anderem in der Schweiz, Spanien, Italien, der Karibik und in Argentinien. Dieser Prozess müsse für die katholische Weltkirche bei der Bischofssynode 2023 zusammengebunden werden.
Weiter stellte Manzke fest, dass die katholische Kirche angesichts der Fehler im Umgang mit sexualisierter Gewalt in Deutschland mit einem großen Vertrauensverlust konfrontiert sei. Die "Vertrauenskrise" betreffe jedoch auch die Protestanten. Es bestehe eine "Haftungsgemeinschaft evangelischer und katholischer Kirchen", betonte Manzke.
Beide Kirchen sollten "in ökumenischer Entschiedenheit Kirche für andere sein", appellierte er. Als Beispiele nannte er die gemeinsame Gestaltung und Weiterentwicklung des konfessionellen Religionsunterrichts, die Seelsorge in der Bundespolizei, die Kooperation von Diakonie und Caritas sowie gemeinsame ethische Stellungnahmen.
Auch der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung sprach in seinem Ökumene-Bericht von einer "Glaubwürdigkeitskrise" der Kirchen. Dieser Ansehensverlust zeige sich etwa daran, dass nur wenige junge Menschen ein Theologiestudium beginnen. Zudem würden konfessionelle Bindungen und die konfessionelle Sprachfähigkeit geringer.
Zugleich lobte Jung die ökumenische Zusammenarbeit auf allen kirchlichen Ebenen. "Ökumene ist vielerorts der Normalzustand", betonte der Kirchenpräsident, der dem Rat der EKD angehört.
Die katholische Kirche kann nach Auffassung des Magdeburger Bischofs Gerhard Feige viel von anderen Kirchen lernen. "Ich sehe in dem Austausch über unterschiedliche Formen, Synodalität in der Kirche zu leben, nicht nur die Chance, einander noch besser kennenzulernen und zu verstehen, sondern auch ein Potenzial für die katholische Kirche, von den Erfahrungen anderer Kirchen zu lernen", sagte er am Sonntag in Magdeburg vor den 128 Delegierten des evangelischen Kirchenparlaments.
Kurschus bewundert Mut der katholischen Kirche
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hatte am Vormittag in ihrem Bericht vor der EKD-Synode gesagt, sie bewundere den Mut, mit der in der katholischen Kirche substanzielle Kernfragen des eigenen Selbstverständnisses diskutiert würden.
Synodalität sei derzeit in der katholischen Kirche ein großes Thema, sagte Feige und bezog sich damit auf den deutschen Reformdialog Synodaler Weg und die Vorbereitungen für die Weltsynode im Vatikan im kommenden Jahr. Die Themen, die im Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland beraten würden, seien auch in vielen anderen Ländern der Welt virulent, sagte der Ökumenebeauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Das gelte für den Wunsch nach Beteiligung und Mitverantwortung aller Getauften ebenso wie für eine Neubewertung der Rolle der Frau in der katholischen Kirche und gleichermaßen für die Anerkennung und Wertschätzung von LGBTQ-Personen.
Mit schnellen Lösungen rechne er jedoch nicht. Doch mit den synodalen Prozessen in der katholischen Kirche werde schon jetzt eine neue Herangehensweise praktiziert, als Volk Gottes gemeinsam Fragen und Herausforderungen zu identifizieren, Antworten zu suchen und Veränderungen herbeizuführen, sagte Feige.
Die EKD-Synode hatte am Sonntagvormittag mit einem Gottesdienst im Magdeburger Dom begonnen. Sie wird noch bis Mittwoch fortgesetzt.