Expertenrat: Technischer Klimaschutz allein reicht nicht aus

Expertenrat: Technischer Klimaschutz allein reicht nicht aus

Berlin (epd). Zwei Tage vor dem Beginn der UN-Klimakonferenz in Ägypten kommt der Expertenrat für Klimafragen zu dem Ergebnis, dass Deutschland seine Klimaziele für 2030 mit einem „Weiter so“ nicht erreichen kann. Das Gremium legte am Freitag in Berlin sein erstes Gutachten über die Entwicklung der Treibhausgasemissionen und die Wirksamkeit der Klimapolitik vor. Künftig wird der Expertenrat (ERK) alle zwei Jahre eine Bilanz ziehen.

Der ERK-Vorsitzende Hans-Martin Henning bilanzierte, die Minderung der Emissionen müsse gegenüber den vergangenen zehn Jahren mindestens verdoppelt werden. In einzelnen Bereichen sei noch viel mehr zu tun: Im Verkehrssektor müsse die Reduktion der Treibhausgase pro Jahr 14 Mal so hoch ausfallen wie bisher. Eines der zentralen Probleme sieht der Expertenrat darin, dass die Effekte emissionsmindernder Technik durch Wohlstandszuwachs und Wirtschaftswachstum aufgefressen werden. So machten größere Wohnungen, immer mehr Autos und Verkehr die Effizienzgewinne beim Energieverbrauch durch neue Heizungen, Dämmung oder E-Autos zunichte.

Der unabhängige Expertenrat für Klimafragen, dem fünf Sachverständige angehören, prüft jährlich, ob die Reduktionsziele des Bundes erreicht wurden. Er wurde im Rahmen des Bundes-Klimaschutzgesetzes berufen und legt seine Berichte der Regierung und dem Bundestag vor. Die Prüfungen auf Basis von Daten des Bundesumweltamts umfassen sieben Sektoren, darunter Energiewirtschaft, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Industrie.

Zuletzt hatte der ERK das Sofortprogramm von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zur Einsparung von Treibhausgasen als völlig unzureichend zurückgewiesen. Bis 2030 müssen die klimaschädlichen Emissionen in Deutschland um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken.