Äthiopien: Menschenrechtler fordern Überwachung des Waffenstillstands

Äthiopien: Menschenrechtler fordern Überwachung des Waffenstillstands

Nairobi (epd). Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) dingt auf eine enge internationale Überwachung des Waffenstillstands in Äthiopien. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Kriegsparteien das Leid für die Zivilbevölkerung nicht verlängerten, sagte die stellvertretende HRW-Afrika-Direktorin Carine Kaneza Nantulya am Freitag in Nairobi. Die äthiopische Zentralregierung und die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) hatten sich am Mittwochabend auf einen Waffenstillstand geeinigt, um den seit zwei Jahren anhaltenden Bürgerkrieg in dem ostafrikanischen Land zu beenden.

Nun müsse dafür gesorgt werden, dass der Respekt für grundlegende Menschenrechte und demokratische Normen, von dem im Abkommen die Rede sei, auch tatsächlich eingehalten werde, erklärten die Menschenrechtler. Die Behörden sollten internationalen Menschenrechtsexperten und unabhängigen Beobachtern Zugang zu den Konfliktregionen gewähren.

Der Krieg in der nördlichen Krisenregion Tigray begann im November 2020. Hintergrund war ein Streit um die Macht zwischen der Zentralregierung unter Premierminister Abiy Ahmed und der lange in Tigray regierenden TPLF. Der Krieg weitete sich mit der Zeit auf weitere Regionen aus und löste eine humanitäre Katastrophe aus. Der äthiopischen Zentralregierung wurde vorgeworfen, Hilfslieferung nach Tigray zu blockieren. International wächst seit Bekanntwerden des Waffenstillstandsabkommens die Hoffnung auf Frieden.

Allerdings beklagten Helfer vor Ort am Freitagmorgen, dass sich an der schwierigen Lage für die Bevölkerung noch nichts geändert habe. Der Leiter des Ayder-Krankenhauses in der Regionalhauptstadt Mekelle, Kibrom Gebreselassie, kritisierte auf Twitter, dass Hilfstransporter mit Medikamenten noch immer keine Genehmigung für die Überfahrt nach Tigray erhalten hätten. „Jede Minute verlieren wir Patienten. Die Zeit läuft gegen Notfall- und Dialysepatienten“, schrieb er. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO benötigen in der Kriegsregion etwa 3,8 Millionen Menschen dringend medizinische Versorgung.