Hannover (epd). Die Zahl krankhaft übergewichtiger Kinder ist laut einer internen Erhebung der Kaufmännischen Krankenkasse KKH stark angestiegen. Im vergangenen Jahr hätten bundesweit 11.500 KKH-Versicherte bis 18 Jahre die Diagnose Adipositas erhalten, teilte die Versicherung am Freitag in Hannover mit. Zehn Jahre zuvor seien 34 Prozent weniger daran erkrankt gewesen. „Dieser Trend ist dramatisch, denn im Kindesalter werden die Grundsteine für eine gute Gesundheit im Erwachsenenalter gelegt“, sagte Aileen Könitz, die bei der KKH für psychiatrische Fragen zuständig ist.
Adipositas zähle zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Die Corona-Situation habe das Problem verschärft. Von 2019 bis 2021 sei die Zahl um elf Prozent gestiegen. Könitz sagte, die Einschränkungen des schulischen und gesellschaftlichen Alltags habe das Leben vieler junger Menschen aus dem Lot gebracht. Viele hätten sich weniger bewegt und ungesünder ernährt. „Das war ein Einfallstor für Ersatzhandlungen, um Frust, Stress und Einsamkeitsgefühle zu kompensieren.“
Könitz appellierte an die Vorbildrolle von Eltern bei einer gesunden Lebensweise. Krankhaftes Übergewicht führt laut KKH insbesondere zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Gelenkverschleiß. Zudem sinke die Lebenserwartung. Darüber hinaus habe Adipositas oft psychische Folgen: Andere Menschen nähmen das hohe Körpergewicht der Erkrankten zum Anlass für Diskriminierung und Mobbing.