Frankfurt a.M. (epd). Die „Humanity 1“ dringt auf die Zuweisung eines Hafens für 179 im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge. Seit mehr als einer Woche warte das Rettungsschiff auf einen sicheren Ort, teilte die Hilfsorganisation „SOS Humanity“, die das Schiff betreibt, am Montag mit. Trotz elf Anfragen an die zuständigen Behörden in Italien und Malta habe es noch keine positive Antwort gegeben. Die medizinische Situation der Flüchtlinge verschlechtere sich von Tag zu Tag. An Bord breite sich eine grippeähnliche Infektion aus, die hohes Fieber verursache. Alle Corona-Tests bei den Betroffenen seien jedoch negativ.
Es sei „inakzeptabel und völkerrechtswidrig“, Überlebende mehr als eine Woche in Ungewissheit auf See zu lassen und ihr Leiden zu verlängern, sagte die politische Referentin von „SOS Humanity“, Mirka Schäfer. „Wir erleben erneut, wie an der europäischen Außengrenze des zentralen Mittelmeers sowohl Rechtsstaatlichkeit als auch Menschlichkeit über Bord gehen.“
Die „Humanity 1“ hatte die Flüchtlinge und Migranten bei zwei Einsätzen seit Sonntag vergangener Woche gerettet. Auch die „Ocean Viking“ des internationalen Verbundes SOS Méditerranée sowie die von „Ärzte ohne Grenzen“ betriebene „Geo Barents“ harrten am Montagnachmittag mit insgesamt Hunderten geretteten Flüchtlingen an Bord auf dem Mittelmeer aus.
Im Mittelmeer, dessen Überquerung zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit zählt, gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen bei der Überquerung in diesem Jahr bereits 1.757 Menschen ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen. Häufig müssen die privaten Seenotretter tagelang warten, bis sie einen Hafen in Europa zugewiesen bekommen.