Schwerte, Berlin (epd). 50 Umweltverbände, Kirchengruppen und Bürgerinitiativen haben in einem offenen Brief an mehrere Bundesministerien ein vollständiges Fracking-Verbot gefordert. Fracking sei ein Irrweg, heißt es in dem am Dienstag in Berlin veröffentlichen gemeinsamen Brief, den unter anderem die Deutsche Umwelthilfe, Nabu, BUND, WWF und die Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der Evangelischen Kirchen in Deutschland unterzeichnet haben. Damit könne die derzeitige Energienotlage nicht gelindert werden. Stattdessen würden jahrelang Klima, Umwelt und Gesundheit der Menschen in Deutschland massiv geschädigt werden. Der Brief ist an das Umwelt-, das Landwirtschafts-, Wirtschafts- und das Gesundheitsministerium gerichtet.
Der brutale Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine habe die dramatische fossile Abhängigkeit Deutschlands offenbart, erklärten die Umweltverbände. Auf die neue Situation müsse intelligent mit Investitionen reagiert werden, die die Klima- und Energiekrise nachhaltig lösen könnten. Die Bundesregierung dürfe nicht auf Industrielobbyisten hereinfallen, die die aus guten Gründen verbannte Fracking-Technik doch noch durchsetzen wollte.
Fracking schaffe keine Abhilfe der aktuellen Energiekrise, erklärte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Sascha Müller-Kraenner. Angesichts einer angestrebten Klimaneutralität bis 2045 seien neue fossile Projekte eine Fehlinvestition. Olaf Bandt vom BUND warnte, der Wasserverbrauch von Fracking sei enorm und würde mit dem bereits heute kritischen Bewässerungsbedarf der Landwirtschaft konkurrieren.
Kirchen seien besorgt, dass die betroffenen Regionen mit unverhältnismäßig hohen Umweltbelastungen konfrontiert sein werden, betonte Gudrun Kordecki vom Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der Evangelischen Kirchen in Deutschland (AGU), die auch Referentin für Umwelt und Bioethik der westfälischen Kirche ist. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner verwiesen zudem auf die schlechte Klimabilanz, negative Gesundheitsauswirkungen sowie Warnungen von UN-Institutionen bezüglich Menschenrechtsverstößen.
Beim Fracking, englisch für „Aufbrechen“, wird Erdgas aus sehr dichtem, undurchlässigem Gestein gefördert, indem Risse in tiefen Gesteinsschichten erzeugt werden.