Düsseldorf (epd). Intensivmediziner haben vor einer sich stetig verschärfenden Personalknappheit durch die Corona-Pandemie gewarnt. Künftig könnten mehr Betten gesperrt und weniger Patienten behandelt werden, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag). Stetiger Druck, arbeiten aus Pflichtgefühl und weit über die eigenen Belastungsgrenzen, habe viele Mitarbeitende irgendwann in die Knie gezwungen. „Sie sind krank, haben Arbeitszeit reduziert oder tatsächlich den Job gewechselt“, sagte Marx.
Für die verbleibenden Teams habe sich die Lage dadurch noch mehr zugespitzt. „Die Abwärtsspirale ist so schnell leider nicht aufzuhalten“, warnte der Divi-Präsident. In der Intensivmedizin sei klar vorgeschrieben, dass nur mit einem bestimmten Personalschlüssel Patienten versorgt werden könnten. Fehle dieses Personal, dürfe man keine weiteren Patienten aufnehmen, sagte Marx. Deshalb könne man im Divi-Intensivregister die stetig abnehmende Zahl von betreibbaren Intensivbetten verfolgen.
Marx forderte das Einführen modernerer Arbeitszeiten, die sich flexibel auch mit Familie oder älteren Angehörigen vereinen lassen. Zudem brauche es verbindliche Dienstpläne und psychosoziale Unterstützung für die Mitarbeitenden. „Wir müssen die vorhandenen Mitarbeiter jetzt unbedingt stärken. Kurzfristig Personal aufzustocken, ist hingegen unwahrscheinlich“, so der Intensivmediziner.