Expertin: Breitere Produktpalette erhöht Resilienz von Kleinbauern

Expertin: Breitere Produktpalette erhöht Resilienz von Kleinbauern
20.10.2022
epd
epd-Gespräch: Thomas Krüger

Köln (epd). Die Initiative Fairtrade Deutschland will angesichts globaler Krisen die Widerstandsfähigkeit von Kleinbäuerinnen und -bauern in Entwicklungsländern weiter stärken. Die Covid-Pandemie habe laut einer Studie gezeigt, dass die Fairtrade-Produzenten dank der für ihre Produkte gezahlten Mindestpreise und Prämien sowie zusätzlicher Hilfen die Krise besser überstanden hätten, sagte die Fairtrade-Bereichsleiterin Bettina von Reden in Köln dem Evangelischen Pressedienst (epd). Doch angesichts von Klimawandel und Inflation bräuchten die Erzeugerinnen und Erzeuger Einkommenssicherheit zum Beispiel durch den Anbau zusätzlicher Agrarprodukte.

Nach der am Mittwoch von Fairtrade International veröffentlichten Studie zur Widerstandsfähigkeit von Kleinbauern und -bäuerinnen während der Corona-Pandemie berichteten 63 Prozent der befragten Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen von „starken oder sehr starken Auswirkungen“ der Pandemie. Dazu zählten Krankheits- und Todesfälle ebenso wie Einschränkungen bei Feldarbeit und Ernte, die Schließung lokaler Märkte und der Wegfall der Logistik für den Export der Produkte, erläuterte von Reden. Nicht-Fairtrade-Organisationen konnten der Untersuchung zufolge diese Probleme schwerer abfedern.

Nach der Nothilfe durch Lebensmittel und Förderung von Corona-Prävention durch ein unter anderem von der Bundesregierung gefördertes 15-Millionen-Euro-Paket müsse die Resilienz der Fairtrade-zertifizierten Betriebe nun durch langfristige Maßnahmen gestärkt werden. „Die Kooperativen brauchen eine breitere Produktpalette, müssen auch mehr für den Eigenbedarf und die Vermarktung vor Ort anbauen“, betonte die für internationale Projektpartnerschaften zuständige Bereichsleiterin.

Kaffeebauern könnten sich zum Beispiel durch eine kleine Geflügelzucht eine weitere Einkommensquelle sichern, erläuterte von Reden. Eine Kaffeefarm könne mit dem zusätzlichen Anbau von Bananenpflanzen, Erbsen, Bohnen und anderem Gemüse wie Cassava oder Yams diversifiziert werden. Damit gebe es dann mehr Ernährungssicherheit und weniger Anfälligkeit gegen den Klimawandel. Verstärken wolle Fairtrade auch die Förderung von Frauen und jungen Menschen - ihnen habe die Covid-Pandemie stärker zugesetzt als anderen Gruppen, sagte die Expertin.

Um die Resilienz zu steigern, seien neben veränderten Fairtrade-Standards aber auch Investitionen von Unternehmen, die hierzulande fair gehandelte Produkte anbieten, sowie von Gebern notwendig, appellierte von Reden. Die Erkenntnisse der Studie bezeichnete sie als „übertragbar“ auf andere globale Krisen. Finanzielle Stabilität, Rücklagen, der Zugang zu Krediten und damit die Möglichkeit zu Investitionen sowie eine gute Organisation seien wichtige Voraussetzungen, solchen Herausforderungen zu widerstehen.