Freiburg (epd). Ein Beschluss des Freiburger Gemeinderats zu rein vegetarischen Mahlzeiten in Schulen und Kitas sorgt für eine Kontroverse über ausgewogenes Essen. Die Stadt Freiburg selbst wies Kritik an ihren geplanten rein vegetarischen Mahlzeiten in Kitas und Schulen zurück. „Unser Weg ist kein Widerspruch zu ausgewogener Ernährung“, sagte Sebastian Wolfrum, Pressesprecher der Stadt Freiburg, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das warme Schul-Mittagessen stelle nur einen sehr geringen Teil der Ernährung von Kindern dar. Die anderen Mahlzeiten etwa in der Familie könnten selbstverständlich auch fleischhaltig sein.
Am Dienstagabend hatte der Freiburger Gemeinderat trotz heftiger Diskussionen beschlossen, ab nächstem Herbst nur noch ein vegetarisches Mittagessen in städtischen Kitas und Grundschulen anzubieten. Zudem soll es auch kein Wahlmenü mehr geben, heißt es in dem Beschluss. Derzeit gibt es noch zwei Essen zur Auswahl, auch mit Fleisch oder Fisch. Der Freiburger Gesamtelternbeirat hatte die Entscheidung kritisiert und sich für die Fortführung der Menüwahl ausgesprochen.
Kritik äußerte auch das baden-württembergische Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR): „Zu einer ausgewogenen Ernährung gehört nach Einschätzung des MLR auch Fleisch.“ Weniger Fleisch zu konsumieren sei richtig, „eine ausschließlich vegetarische Ernährung als Vorgabe unterstützen wir nicht“, teilte das Ministerium dem epd auf Anfrage mit.
Das Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg (LEL) hält in seinem Internetangebot dagegen: Vollwertige, vegetarische Ernährungsformen förderten die Gesundheit und beugten Krankheiten vor. Der Speiseplan der meisten Kinder enthalte zu viel tierisches Eiweiß, schreibt die Würzburger Hauswirtschafterin und Buchautorin Silvia Popp dort. Die Hauswirtschafterin erarbeitete 2013 ein biologisch-vollwertiges, vegetarisches Ernährungskonzept für Kinder und Erwachsene, das in einer Evangelischen Montessori Kindertagesstätte in Würzburg umgesetzt wird.
Der Freiburger Gemeinderat hatte sich zu der Maßnahme aufgrund der höheren Kosten für „Fleisch in guter Qualität“ entschieden. Der Wegfall eines Wahlmenüs vereinfache zudem den Verwaltungsaufwand. Trotzdem soll der Elternanteil pro Mahlzeit von 3,90 Euro auf 4,20 Euro erhöht werden.