Genf (epd). Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat vor einer weiteren Eskalation des Tigray-Konflikts im Norden Äthiopiens gewarnt. Die Feindseligkeiten zwischen den Truppen der Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) hätten verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, erklärte Türk am Dienstag in Genf.
Seit Ende August habe das Hochkommissariat zahlreiche Berichte über zivile Opfer und die Zerstörung von Infrastruktur durch Luftangriffe und Artillerieeinschläge erhalten. „Nach dem Völkerrecht stellen wahllose Angriffe oder Angriffe, die absichtlich auf Zivilisten oder zivile Objekte abzielen, Kriegsverbrechen dar“, sagte Türk.
Die anhaltende Massenmobilisierung von Soldaten und Kämpfern durch verschiedene Konfliktparteien sei beunruhigend. Der UN-Hochkommissar appellierte an die Parteien, die Feindseligkeiten unverzüglich einzustellen und auf eine friedliche und dauerhafte Lösung hinzuarbeiten.
Der Tigray-Krieg, der sich auf mehrere Nachbargebiete ausweitete, hat zu einer humanitären Katastrophe in der Region geführt. Die Zentralregierung in Addis Abeba behindert und vereitelt immer wieder die humanitären Lieferungen und andere Transporte. Millionen Menschen haben nicht genug zu essen, Hunderttausende sind auf der Flucht. Eine im März ausgehandelte Waffenpause hatte fünf Monate gehalten. Vermittlungsbemühungen der Afrikanischen Union haben bislang keinen Erfolg.
Die Kämpfe hatten im November 2020 begonnen, als ein Machtkampf zwischen der in Tigray herrschenden TPLF und der Zentralregierung eskaliert war. Allen Konfliktparteien werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Bis heute gibt es in der Region kein funktionierendes Telefon- und Internetnetz.