Frankfurt a.M., New York (epd). Mit dem Blick auf Mangel in verschiedenen Bereichen wollen die Vereinten Nationen neue Strategien im Kampf gegen die Armut vorantreiben. Die Armut in großem Umfang zu verringern, sei möglich, erklärte das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) am Montag bei der Vorstellung seines Multidimensionalen Armutsindexes (MPI). Dabei könne es helfen, „Bündel an Mangel“ zu erfassen und auszuwerten. Diese Armutsprofile machten die Auswirkungen der Entbehrungen in verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens und deren Zusammenspiel besser fassbar und böten damit neue Ansatzpunkte.
Die Analyse des UNDP und der Oxford Poverty and Human Development Initiative (OPHI) an der englischen Universität Oxford untersucht Armut auch über Themen wie Zugang zu Bildung und Gesundheit, Lebensstandards wie Wohnen, Trinkwasserversorgung, Sanitäranlagen oder Stromanschluss. Dabei zeigten sich „Bündel an Mangel“, immer wiederkehrende Muster an multidimensionaler Armut, in Dutzenden Ländern rund um den Globus, hieß es.
Selbst ohne die Auswirkungen der Corona-Pandemie und ohne die aktuellen Preisanstiege bei den Lebenshaltungskosten leben den MPI-Daten zufolge 1,2 Milliarden Menschen in 111 Ländern in akuter multidimensionaler Armut. Das seien fast doppelt so viele, wie wenn Armut nach der gängigen Definition als ein Leben mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag erfasst wird. Die Mehrheit dieser Menschen, nämlich 83 Prozent, leben dem Bericht zufolge in Afrika südlich der Sahara (fast 579 Millionen) und in Südasien (385 Millionen).
„Mit drohender Rezession am Horizont und 54 Entwicklungsländern im Schuldengriff sehen wir, wie knappe Regierungshaushalte noch knapper werden“, erklärte UNDP-Leiter Achim Steiner. „Es ist entscheidend, die Kraft modernster Daten und Analysen zu nutzen, um zu verstehen, wo angesichts der immer knapperen Ressourcen der größte Unterschied gemacht werden kann.“
Wie wichtig das Zusammenspiel verschiedener Faktoren ist, veranschaulichte Mitautorin Tasneem Mirza an einem Bespiel aus Laos. Dort könnten Familien ohne Zugang zu Brennstoff fürs Kochen oft ihre Kinder nicht in die Schule schicken, weil diese Feuerholz sammeln müssten. „Also dürfte es nicht reichen, eine Dorfschule zu bauen, solange das Brennmaterialproblem nicht gelöst ist“, betonte Mirza.