Berlin (epd). Der Energieexperte Volker Quaschning von der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft sieht die Einführung einer Gaspreisbremse kritisch. „Das Geld, was wir in die Gaspreis-Subvention stecken, ist weg“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Das fließt nach Katar oder in die USA. Das sind keine Investitionen, die uns voranbringen.“ Überdies reduziere die Subvention den Anreiz für Verbraucherinnen und Verbraucher, Energie zu sparen. Dadurch könne in der zweiten Hälfte des Winters das Gas ausgehen.
Andererseits sehe er, dass derzeit viele Menschen finanzielle Hilfe brauchen, weil sie von den hohen Preisen überfordert seien. Er plädierte dafür, die soziale und die Energiefrage zu trennen und konsequent die erneuerbaren Energien auszubauen. Das Argument, dass sich Menschen mit geringem Einkommen Erneuerbare nicht leisten könnten, diene dazu, notwendige Veränderungen zu verhindern. „Wir müssen Menschen in die Lage versetzen, mögliche Mehrkosten zu bezahlen, beispielsweise durch ein höheres Existenzminimum“, sagte er.
Eine Umstellung auf erneuerbare Energien dürfte Quaschning zufolge insgesamt zu einer Senkung der Preise führen. Windstrom sei mit fünf bis sechs Cent pro Kilowattstunde heute schon deutlich billiger als Energie aus Kohle und Gas. Die Preise für Erneuerbare würden auch mittelfristig deutlich unter den Preisen für fossile Energie liegen.
Werde die Ausbaugeschwindigkeit im Vergleich zum vergangenen Jahr verachtfacht, sei der komplette Umstieg auf Erneuerbare in 10 bis 15 Jahren zu schaffen, schätzt Quaschning. Schon jetzt nehme der Einbau von Wärmepumpen und die Installation von Solarzellen deutlich zu. Die „Achillesferse Nummer eins“ sei hier die Bürokratie, sagte er: „Es ist nicht einzusehen, warum wir in vier Monaten ein Gasterminal planen und genehmigen können und für einen Windpark dafür acht Jahre brauchen.“
Quaschning beklagte eine soziale Schieflage beim Ausbau regenerativer Energien. „Das Problem ist, dass wir für Öl und Gas kontinuierlich bezahlen, während ich für ein Windrad oder ein Solarmodul das Geld am Anfang auf einmal auf den Tisch legen muss“, erläuterte er.
Es sollten jedoch nicht nur besserverdienende Wohnungseigentümer von einer eigenen Solaranlage profitieren können. „Mieter sind darauf angewiesen, dass der Vermieter die Heizung austauscht, das Gebäude dämmt oder eine Solaranlage aufs Dach schraubt“, sagte der Experte. „Da brauchen wir gesetzliche Vorgaben, damit jeder Mieter Anspruch auf Strom vom Dach hat.“